Dritte TV-Debatte Bush und Kerry rüsten zum Rededuell

Das Rennen um die US-Präsidentschaft ist nach einem "Unentschieden" in der zweiten TV-Debatte zwischen Bush und Kerry enger denn je. Im letzten Rededuell fürchtet Bushs Wahlkampfteam vor allem die Art der Befragung.

Drei Wochen vor der Präsidentenwahl in den USA treffen die Kandidaten John Kerry und George W. Bush in der Nacht zum Donnerstag (3.00 Uhr morgens MESZ) zu ihrem dritten und letzten Rededuell im Fernsehen aufeinander. Traditionell stehen in dieser dritten Runde innenpolitische Themen im Vordergrund. Nach jüngsten Umfragen liegen beide Kandidaten - Senator Kerry von den Demokraten und der zur Wiederwahl antretende republikanische Amtsinhaber Bush - in der Wählergunst in etwa gleich auf. Das dritte Streitgespräch ist deshalb für beide Kandidaten eine wichtige, möglicherweise sogar wahlentscheidende Chance, bei den Millionen noch unentschlossener Wähler zu punkten.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bush und Kerry

Nach einer von Reuters in Auftrag gegebenen Umfrage des Zogby-Instituts lagen Kerry und Bush bei rund 45 Prozent. Sieben Prozent der Wahlberechtigten, die wahrscheinlich an der Abstimmung am 2. November teilnehmen werden, sind demnach noch unentschieden. Die dritte TV-Diskussionsrunde in Tempe werde deshalb "von entscheidender Bedeutung" sein, erklärte Meinungsforscher John Zogby bei der Veröffentlichung der Ergebnisse am Mittwoch. "Das ähnelt 2000 so sehr, dass es beängstigend ist", sagte Zogby. Damals hatte George W. Bush seinen demokratischen Gegenkandidaten Al Gore nur äußerst knapp besiegt.

Kerry liegt der Umfrage zufolge in der Gunst der weiblichen Wähler klar vor dem US-Präsidenten. 49 Prozent der Wählerinnen würden ihr Kreuz für den Demokraten machen. Bush kann dagegen nur mit der Stimme von 40 Prozent der Frauen rechen. Dagegen würde jeder zweite der männlichen Wähler für Bush votieren. Kerry käme bei den Männern nur auf 43 Prozent der Stimmen.

Das zweite TV-Duell habe die Präferenzen der Befragten kaum beeinflusst, hieß es. Die beiden Anwärter auf das Präsidentenamt hatten sich in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri den Fragen von Wählern gestellt und sich ein 90-minütiges Wortgefecht geliefert. Kerry stellte das politische Urteilsvermögen des Präsidenten vor allem in der Irak-Politik in Frage. "Die Welt ist heute gefährlicher geworden, weil der Präsident nicht die richtigen Entscheidungen getroffen hat", sagte der Senator des US-Bundesstaates Massachusetts. Bush warf Kerry dagegen vor, unter politischem Druck nachzugeben: "Ich sehe nicht, wie Sie dieses Land in Zeiten des Krieges führen können, wenn sie ihre Position immer wieder wechseln." Bushs Ton war schärfer als im ersten Rededuell und es gelang ihm häufiger, Kerry in die Defensive zu drängen.

Anders als bei der ersten Debatte hatten sich Bush und Kerry in St. Louis den Fragen eines sorgfältig ausgewählten Publikums gestellt. Die Hälfte der 140 Zuschauer neigte vorher Bush, die andere Hälfte Kerry zu. Die Themenpalette reichte von der Irak-Politik über Steuern und Krankenversicherung bis zur Stammzellenforschung. Bush zeigte sich in der Debatte insgesamt kontrollierter als in dem ersten TV-Duell, in dem er nervös und irritiert gewirkt und wiederholt abfällig Grimassen geschnitten hatte. Mehrere Male erhob der Präsident in St. Louis aber aufgeregt die Stimme, während Kerry durchgehend ruhig blieb.

Bushs Wahlkampfteam fürchtet nun, dass Kerry die Art der Unterhaltung in der anstehenden Debatte von Vorteil sein könnte: Wie bereits bei der ersten Debatte befragt ein Moderator beide Kandidaten. Kerry hat viel Erfahrung aus seiner Zeit als Staatsanwalt und Senator, die er in einer solchen Situation ausspielen kann. Bush dagegen hatte bei der Publikumsbefragung in der zweiten TV-Debatte wesentlich lockerer und selbstbewusster als Kerry gewirkt.

Reizthemen Steuern, Arbeitsplätze und Gesundheit

Nachdem die beiden Fernsehdebatten vor allem vom Thema Irak-Krieg und Terrorismus-Bekämpfung bestimmt waren, dürfte es bei dem Auftritt der Kandidaten in der Universität von Arizona vor allem um die innenpolitischen Reizthemen wie Steuern, Arbeitsplätze und Gesundheit gehen. Bush, der bereits am Dienstag in Arizona eintraf, gab auf einer Wahlkampfveranstaltung die Linie vor: "Ich werde den Menschen morgen Abend sagen, dass wir nicht zu den Tagen von Steuern und Ausgaben zurückkehren werden." Dahinter steht der konservative Vorwurf an Kerry und die Demokraten, diese würden im Fall der Regierungsübernahme die Steuerschraube anziehen, um die beabsichtigte Kehrtwende nach der Privatisierung des Gesundheitswesens finanzieren zu können.

Kerrys Wahlkampfberater setzten dagegen, der demokratische Kandidat werde Bush mit der sozialen Realität in den USA nach vier Jahren unter republikanischer Präsidentschaft konfrontieren: gestiegene Arbeitslosigkeit, gestiegene Energiepreise und gestiegene Zahl von Nicht-Krankenversicherten. Das seien Kerrys Themen, sagten sie.

Umfragen der vergangenen Wochen lassen erkennen, dass Kerry von vielen Wählern eine starke sozialpolitische und innenpolitische Kompetenz zugemessen wird. Die jüngste CNN/USA-Today/Gallup-Umfrage sieht Bush innenpolitisch beim Thema Steuern und Terrorismusbekämpfung im Vorteil. Infolge des von beiden Kandidaten in den Vordergrund gerückten Themas Irak-Krieg und Führungskompetenz waren die innenpolitischen Themen bislang deutlich in den Hintergrund gerückt.

DPA · Reuters
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