Eine Gruppe von etwa 20 Staaten hat auf der UN-Klimakonferenz in Dubai zum Ausbau der Atomkraft aufgerufen. Beteiligt an der am Samstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung sind unter anderem die USA, Frankreich, Großbritannien sowie das Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate. Ziel sei es, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, hieß es. Im Vordergrund steht in Dubai die Forderung nach dem Ausbau erneuerbarer Energien.
Verlangt wurde von der Staatengruppe, die installierte Leistung der Akw weltweit bis 2050 zu verdreifachen - verglichen mit dem Stand von 2020. Verbreitet wurde die Erklärung durch den US-Klimabeauftragten John Kerry. Zu den Unterzeichnern zählen auch Belgien, Finnland, Japan, Polen, Schweden und die Ukraine, nicht aber Russland und China, die ebenfalls über eine größere Zahl von Atomkraftwerken verfügen.
Kerry verwies auf Aussagen aus der Wissenschaft, wonach Klimaneutralität bis 2050 ohne Atomkraft "nicht erreichbar ist". In der Erklärung wird auch gefordert, dass internationale Finanzinstitutionen den Ausbau der Atomkraft fördern sollen. Dies ist teilweise derzeit in deren Statuten ausgeschlossen. Kritiker verweisen auf die mit der Atomkraft verbundenen Risiken, ungeklärte Entsorgungsfragen sowie hohe Kosten.
Atomkaft: Teils Hindernisse bei Finanzierung
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, forderte ebenfalls weitere Investitionen in die Kernkraft. Es wäre ein "Fehler", die Atomenergie aufgrund von Problemen bei einigen Projekten abzulehnen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai. Hürden bei der Finanzierung von Atomkraftwerken müssten überwunden werden.
"Es gibt Statuten bei einigen internationalen Kreditgebern, die die Finanzierung von Kernenergie ausschließen", sagte Grossi. So hat die Weltbank seit 1959 kein Akw mehr finanziert. "Ich denke, das ist völlig überholt. Es entspricht keinen wissenschaftlichen oder technologischen Kriterien", fügte der IAEA-Chef hinzu.
Auf der Klimakonferenz im Vordergrund steht der Ausbau erneuerbarer Energien. Am Freitag hatte sich eine Mehrheit von mehr als 110 Staaten hinter das auch von Deutschland unterstützte Ziel gestellt, deren Leistung bis 2030 zu verdreifachen und zugleich die Energieeffizienz bis dahin zu verdoppeln. Während es für den Ausbau der Erneuerbaren in Dubai breite Zustimmung gibt, sind die Positionen zum Abschied von fossilen Energieträgern, der damit einhergehen soll, unterschiedlich – ebenso wie auch zur Atomkraft.
Deutschland hatte im April die Nutzung der Atomkraft zur Energieerzeugung beendet. Deren Anteil an der weltweiten Stromerzeugung beträgt derzeit knapp zehn Prozent. Der Höchststand hatte 1996 bei 17,5 Prozent gelegen.
Olaf Scholz fordert Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas
Bundeskanzler Olaf Scholz hat derweil vor dem Plenum in Dubai einen globalen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas angemahnt. "Wir müssen jetzt alle die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen - zuallererst aus der Kohle. Dafür können wir bei dieser Klimakonferenz die Segel setzen", sagte der SPD-Politiker in seiner Rede am Samstag.
Weiter sagte Scholz, noch sei es möglich, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in dieser Dekade so weit zu senken, dass das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel eingehalten wird. "Aber die Wissenschaft sagt uns ganz klar: Wir müssen uns dafür sehr beeilen - aller geopolitischen Spannungen zum Trotz", sagte er mit Blick die Kriege im Gazastreifen und der Ukraine, die auch auf der Klimakonferenz ein großes Thema sind.
Der Klimawandel bleibe "die große, weltumspannende Herausforderung unserer Zeit", betonte Scholz. Es gebe aber schon alle nötigen Mittel, um dieser Herausforderung zu begegnen. "Die Technologien sind da: Windkraft, Photovoltaik, elektrische Antriebe, grüner Wasserstoff." Deutschland treibe diese Entwicklungen mit Nachdruck voran. "Als erfolgreiches Industrieland wollen wir 2045 klimaneutral leben und arbeiten", sagte er.