Virtuelle Tagung Darum geht es beim Klimagipfel von Joe Biden

Klimaaktivistin Greta Thunberg (L) und der zukünftige US-Präsident Joe Biden (R).
Klimaaktivistin Greta Thunberg (L) setzt Hoffnungen auf den zukünftigen US-Präsident Joe Biden (R).
© Virginia Mayo / Susan Walsh / DPA
Sehen Sie im Video: Greta Thunberg hofft mit Biden auf Abkehr vom klimafeindlichen Kurs der USA.






Greta Thunberg hofft darauf, dass die USA unter ihrem künftigen Präsidenten Joe Biden vom klimafeindlichen Kurs des Vorgängers Donald Trump entscheidend abkehren. Im Interview mit der dpa sagte sie, dass der Wechsel im Weißen Haus sicherlich einen großen Schritt vorwärts im Kampf gegen die Klimakrise bedeuten könnte. Nachlassen bei den Forderungen nach mehr Klimaschutz und darauf hoffen, dass unter Biden alles gut werde, dürfe man jedoch nicht. O-Ton Greta Thunberg, Klimaaktivistin «Wir können nur hoffen, dass es ein großer Schritt ist. Aber wir sollen uns nicht zurücklehne hoffen, dass der neue Präsident es richtet.» Und ob Biden der richtige Mann für eine Wende beim Klima sei, müsse sich aber erst zeigen. O-Ton Greta Thunberg, Klimaaktivistin «Wir müssen abwarten und schauen. Ich denke, die Zeit wird es zeigen.» US-Präsident Trump hatte in den Vereinigten Staaten viele Umweltvorschriften zurückgefahren und sein Land aus dem Pariser Weltklimaabkommen zurückgezogen. Biden will die USA direkt nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar in das Ab
Die Coronakrise hat die Klimakrise weit aus dem Bewusstsein verdrängt. Pünktlich zum Earth Day der Uno setzt US-Präsident Joe Biden die globale Erwärmung wieder auf die Tagesordnung. Nun muss er beweisen, dass die USA es ernst meinen.

Wenn sich US-Präsident Joe Biden an diesem Donnerstag und Freitag vom Weißen Haus aus mit 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zu einem Klimagipfel zusammenschaltet, wird der Nachfolger des notorischen Klimakrisen-Leugners Donald Trump beweisen müssen, dass er seine Versprechen hält. Die Hoffnung darauf, dass die Vereinigsten Staaten die globalen Anstrengungen für den Klimaschutz nach jahrelanger Abstinenz anführen und mit gutem Beispiel vorangehen wollen, sind groß.

Darum wird es bei dem Gipfel gehen:

USA zurück im Klimaschutz

Gerade mal drei Monate ist es her, dass Donald Trump aus dem Weißen Haus ausgezogen ist - und mit ihm die Zweifel am Klimawandel. Trump weichte Umweltvorschriften der Regierung seines Vorgängers Barack Obama auf und zog die USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zurück. Biden dagegen begreift den Klimawandel als existenzielle Bedrohung und als Gefahr für die nationale Sicherheit. Den Kampf dagegen hat er zur Priorität erklärt, Ex-Außenminister John Kerry zum Klimabeauftragten im Nationalen Sicherheitsrat ernannt und unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Rückkehr der USA in das Abkommen von Paris verfügt. Mit dem Gipfel verdeutlicht Biden, dass er den Kampf gegen den Klimawandel als zentrale Aufgabe begreift - und sein Mantra "America is back" mit Leben füllen will.

Mehr Ehrgeiz im Kampf gegen Klimakrise 

"Wenn Amerika es nicht schafft, die Welt bei der Bewältigung der Klimakrise anzuführen, wird von der Welt nicht mehr viel übrig sein", sagte Außenminister Antony Blinken am vergangenen Montag. Die USA verursachen nach China am meisten klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen – die beiden größten Volkswirtschaften sind damit entscheidend für einen Erfolg im Kampf gegen die Erderhitzung. Biden hat schon im Wahlkampf als Ziel ausgegeben, dass er die USA als Präsident auf den Pfad bringen wolle, dass sie bis 2035 Strom ohne CO2-Emissionen erzeugen und spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto Null drücken.

Nun gilt es, konkret zu werden. Erwartet wird, dass Biden als Beitrag zum Pariser Klimaabkommen anlässlich des Gipfels ein neues Klimaziel der USA für 2030 bekanntgeben wird. Immerhin hat Biden wiederholt bekräftigt, dass die USA bei der Umsetzung des Abkommens von Paris eine Führungsrolle einnehmen wollen. In dem Vertrag werden die Mitglieder dazu angehalten, ihre Ziele alle fünf Jahre stufenweise nachzubessern. Bidens Zusagen werden zeigen, wie ernst den USA ihr Comeback als Klima-Vorreiter wirklich ist.

Sünder und Leidtragende

Den ersten Erfolg konnte Biden schon vor Gipfel-Beginn verbuchen: Alle 40 eingeladenen Staats- und Regierungschefs sagten zu. Sogar Russland und China sind dabei, obwohl es um die Beziehungen zwischen diesen Ländern und den USA besser stehen könnte. Neben den größten Klimasündern – China, den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und Indien – sollen auch Staats- und Regierungschefs aus Ländern zu Wort kommen, die durch die Auswirkungen des Klimawandels besonders gefährdet oder schon jetzt davon betroffen sind, obwohl sie nur in geringem Maße klimaschädliche Emissionen verursachen. Das gilt zum Beispiel für Bangladesch oder auch für Länder auf dem afrikanischen Kontinent.

Chancen des Klimawandels

Ehrgeizige Klimaziele können nur durch tiefgreifende Veränderungen in nahezu allen Lebensbereichen erreicht werden - das weiß auch Biden. Um die Amerikaner davon zu überzeugen, wirbt er unnachgiebig mit Arbeitsplätzen. "Wenn ich an Klimawandel denke, denke ich an Jobs", sagte Biden schon im Wahlkampf. Die Schaffung einer klimaresistenten Infrastruktur, die energetische Sanierung von Millionen Gebäuden, der Ausbau der Elektromobilität und die Energiewende sollen massenhaft neue Arbeitsplätze bringen, so Bidens Versprechen.

Für die wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes will die neue US-Regierung auch beim Gipfel werben. Die Welt befinde sich in einer entscheidenden Übergangsphase: "Wenn wir es nicht richtig machen – und zwar ziemlich schnell – werden wir unweigerlich die Tragfähigkeit des Klimas überschreiten", sagt ein Regierungsbeamter. Das nötige Umsteuern bedeute aber nicht, dass damit keine Vorteile verbunden seien. "Es ist eine Chance für neue Jobs, für Entwicklung, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch weltweit. Es ist eine andere Richtung, eine, die besser für die Welt und für das Wohlergehen der Menschen ist."

Symbolik

In der Pandemie konnte man im Kampf gegen das Coronavirus den Eindruck bekommen, dass der Klimawandel fast in Vergessenheit geraten ist. Die Klimadiplomatie der Vereinten Nationen geriet ins Stocken, die von Großbritannien veranstaltete UN-Klimakonferenz wurde um ein Jahr auf November 2021 verlegt. Umso wichtiger sei es, dass Biden den Klimagipfel einberufen habe und er jetzt stattfinde, damit das Thema wieder an Fahrt gewinne – selbst wenn manches, was dabei herumkommt, nur symbolisch sein sollte, sagt Jill Duggan, Leiterin des Europa-Büros der Umweltschutzorganisation Environmental Defense Fund (EDF). Doch wenn Ziele einmal öffentlich formuliert seien, könnten Regierungen auch zur Rechenschaft gezogen werden.

DPA
dho / Lena Klimkeit