Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Auch Außenminister Hossein Amirabdollahian, der mit dem 63-jährigen Raisi im Hubschrauber gewesen war, ist tot, wie ein iranischer Regierungsvertreter am Montag der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Alle Insassen seien bei dem Absturz am Sonntag im Nordwesten des Landes getötet worden. Der Tod Raisis und Amirabdollahian wurde auch im Staatsfernsehen und von der iranischen Nachrichtenagentur Mehr vermeldet.
Was ist passiert?
Das ist bislang noch unklar. Raisi, Außenminister Hussein Amirabdollahian waren auf dem Rückweg von einem Termin im Norden des Landes und mussten mit dem Helikopter durch dichten Nebel fliegen, als der Helikopter vom Radar verschwand. Iranische Medien berichteten zunächst von einer "harten Landung", später war von einem Unfall die Rede. Das Unglück ereignete sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna im Waldgebiet von Dismar nahe der Stadt Warsaghan.
Das Staatsfernsehen zeigte am Montag Bilder vom Unfallort und berichtete, dass der Hubschrauber gegen einen Berggipfel geprallt sei. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bislang noch nicht. Die Unglücksstelle liegt in unwegsamen Gelände. Am Montagmorgen bestätigte der Rote Halbmond, dass die Leichen von Raisi und den weiteren Insassen geborgen wurden.
Die Rettungsteams mussten am Sonntag und Montag die Suche zu Fuß fortsetzen. Die Route sei matschig und fern von Straßen, hieß es im Staatsfernsehen. Unklar ist auch, ob alle Passagiere sofort tot waren. Irans Vizepräsident für Exekutivangelegenheiten, Mohsen Mansuri, erklärte am Sonntag im Staatsfernsehen, dass mehrfach mit der Besatzung Kontakt aufgenommen worden sei.
Warum war Raisi im Norden des Landes?
Der iranische Präsident und sein Außenminister waren am Sonntag bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Aserbaidschan, Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie im Nachbarland einen Staudamm eingeweiht. Mit insgesamt drei Hubschraubern machte sich der Tross danach auf den Rückweg gen Iran, doch die Präsidentenmaschine kam nicht an ihrem Bestimmungsort an.
Wie sicher war der Flug mit dem Helikopter?
Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979 als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Wegen der Sanktionen ist es für das Land auch schwer, an Ersatzteile zu kommen.
Wer ist Ebrahim Raisi?
Raisi wurde 2021 im zweiten Anlauf zum Präsidenten gewählt. Der 63-jährige gilt als Hardliner. Er hat die blutige Niederschlagung von landesweiten Protesten nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor anderthalb Jahren angeordnet. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. Zudem steht er für eine harte Haltung bei den internationalen Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm der Islamischen Republik. Viele Beobachter sahen in Raisi einen aussichtsreichen Anwärter auf die Nachfolge des Obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei. Das geistliche Oberhaupt Irans hat sich ausdrücklich hinter die Regierungspolitik von Raisi gestellt.
Wie geht es jetzt weiter im Iran?
Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, wird gemäß Protokoll zunächst Raisi als Regierungschef ablösen. Laut der Verfassung müssen innerhalb von 50 Tagen Neuwahlen stattfinden.
Der Islamischen Republik droht nun in eine innen- und außenpolitische Krise zu stürzen. Insbesondere Irans Außenminister war seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr in die Öffentlichkeit gerückt und bei zahlreichen Reisen zu Gast bei Verbündeten. Auch dürfte es der Staatsführung schwerfallen, den Regierungschef mangels Alternativen schnell zu ersetzen.
Nach dem Tod dürfte ein heftiger Machtkampf ausbrechen, schrieb der Iran-Experte Arash Azizi in einer Analyse für die US-amerikanische Zeitschrift "The Atlantic". Raisis Passivität habe Herausforderer unter den Hardlinern ermutigt. Sie würden seine schwache Präsidentschaft als Chance sehen, schrieb Azizi. "Der Tod von Raisi würde das Machtgleichgewicht zwischen den Fraktionen innerhalb der Islamischen Republik verändern."