Entführung Enthauptung auf Video

Der 62-jährige Kenneth Bigley ist von seinen Entführern ermordet worden, obwohl er mehrfach Premier Tony Blair um Hilfe angefleht hatte. Kurzzeitig war ihm sogar die Flucht gelungen.

Die Extremistengruppe um den al-Kaida-Verbündeten Abu Musab al-Zarqawi hat im Irak ihre britische Geisel Kenneth Bigley ermordet. In der irakischen Rebellenhochburg Falludscha verlautete aus Kreisen der Aufständischen, der 62-jährige Bigley sei bereits am Donnerstagnachmittag in Latifija nahe Bagdad enthauptet worden. Von der Enthauptung soll es auch ein Video geben. Auf dem Band ist zu sehen, wie Bigley eine Erklärung abgibt. Hinter ihm stehen sechs Extremisten. Einer von ihnen schneidet ihm nach der Erklärung den Kopf ab. Zunächst hatte es keine offizielle Bestätigung für den Tod des 62-jährigen Briten gegeben.

Inzwischen hat auch die Familie den Tod bestätigt. Sein Bruder Phil Bigley teilte mit, seine Familie habe den "absoluten Beweis" gesehen, dass der 62-Jährige tot sei.

Bigley gelang offenbar kurzzeitig die Flucht

Kenneth Bigley ist offenbar unmittelbar vor seiner Enthauptung durch die Geiselnehmer kurzzeitig die Flucht gelungen.

Mit Hilfe eines seiner Entführer sei Bigley am Donnerstagnachmittag etwa eine halbe Stunde lang auf der Flucht gewesen, verlautete am Samstag aus Kreisen der Aufständischen. Danach sei der Brite in der Nähe der Stadt Latifija auf freiem Feld wieder gefangen und getötet worden. "Er hat es nicht bis zur Hauptstraße geschafft", hieß es in den Kreisen. Über das Schicksal von Bigleys Helfer wurde nichts bekannt.

Bigley war am 16. September gemeinsam mit zwei US-Amerikanern entführt worden. Die beiden anderen Geiseln waren von der Gruppe bereits zuvor ermordet worden. Bigley hatte mehrfach in Videobotschaften an den britischen Premierminister Tony Blair appelliert, sich für sein Leben einzusetzen. "Ich bitte Sie um mein Leben, haben Sie Mitleid, bitte", hatte Bigley in einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Video gesagt.

Blair erklärte stets, seine Regierung werde nicht mit Geiselnehmern verhandeln. Der Regierungschef steht wegen seiner Irak-Politik unter starkem innenpolitischen Druck. Die Entführer forderten eine Freilassung aller weiblichen irakischen Gefangenen aus US-Haft. Der US-Armee zufolge sitzen in ihren Haftanstalten in dem Land aber nur zwei Frauen ein, die im Zusammenhang mit dem irakischen Programm für Massenvernichtungswaffen festgenommen wurden.

"Schlimmster Feind im Irak"

Für Bigley hat sich unter anderen auch der libysche Staatschef Muammar Gaddafi eingesetzt. Einer seiner Söhne hatte am Mittwoch erklärt, die kommenden 48 Stunden seien für Bigleys Schicksal entscheidend. Die USA bezeichnen al-Zarqawi als ihren schlimmsten Feind im Irak. Seine Rebellengruppe hat sich zu zahlreichen Anschlägen und der Ermordung mehrerer Geiseln bekannt.

AP · Reuters
AP/Reuters