Enthüllungen Sex-Skandal im US-Innenministerium

Ein neuer Bericht enthüllt schier unglaubliche Zustände im amerikanischen Innenministerium: Demnach sollen Mitarbeiter Sex mit Angestellten der Ölindustrie gehabt und Gelage mit Drogen und Alkohol gefeiert haben. Im Fokus stehen 13 frühere und aktuelle Beschäftigte des Ministeriums.

Erst kommt das Geschäft, dann gibt es Sex und Kokain - die Kontrollaufsicht des US-Innenministeriums hat am Mittwoch einen Bericht veröffentlicht, der skandalöse Machenschaften von Regierungsbeamten enthüllt. Demnach herrschte in einer für Ölgeschäfte zuständigen Außenstelle des Ministeriums in Denver "eine Kultur des Drogenmissbrauchs und der sexuellen Freizügigkeit".

Im vergangenen Jahr wurden auf diese Weise Geschäfte mit einem Wert von 4,3 Milliarden Dollar abgewickelt. Der für die interne Kontrolle zuständige Generalinspektor Earl Devaney beschrieb eine Atmosphäre der engen Fraternisierung zwischen den Beamten und den Managern der Ölkonzerne. Diese äußerten sich in Golf- und Ski-Ausflügen mit gemeinsamem Abendessen und anschließendem Geschlechtsverkehr mit Mitarbeiterinnen der Konzerne.

Die Beamten nahmen von 2002 bis 2006 auch zahllose Geschenke ihrer Geschäftspartner an. Die Ermittler zählen mindestens 135 einzelne Situationen auf. Die beteiligten Beamten hätten jedes Gespür für ethische Regierungsstandards vermissen lassen, erklärte Devaney.

Ermittelt wird gegen 13 gegenwärtige oder ehemalige Beamte - insgesamt zählt die Behörde in Denver 55 Beamte. Auf Seiten der Konzerne waren den Angaben zufolge unter anderem Chevron, Shell, Hess Corp. und Gary-Williams Energy Corp beteiligt. Chevron habe es abgelehnt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten, kritisierte Devaney. Ein Chevron-Sprecher sagte hingegen, das Unternehmen habe alle angeforderten Dokumente bereitgestellt.

"Wie ein Drehbuch für eine Fernsehserie"

Besonders auffällig war offenbar der ehemalige Leiter der Behörde, Gregory Smith. Neben Drogen- und Sexgeschichten soll er auch Regierungsaufträge zu einer Beratungfirma geleitet haben, für die er selbst tätig war. Auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AP antwortete Smith, er könne nichts dazu sagen, da er den Bericht noch nicht gesehen habe. Ein anderer Beschuldigter, Jimmy Mayberry, hat sich hingegen bereits vor dem Bezirksgericht in Washington für schuldig erklärt, gegen gesetzliche Bestimmungen zur Vermeidung von Interessenkonflikte verstoßen zu haben.

Der amtierende MMS-Direktor Randall Luthi sagte der AP, die Behörde nehme den Bericht "äußerst ernst". Er werde die Vorwürfe genau prüfen und in den kommenden Monaten angemessene Maßnahmen ergreifen. Der Generalinspektor Devaney empfiehlt die Entlassung der noch im Regierungsdienst tätigen Beschuldigten und eine lebenslange Sperre für das Öllizenzprogramm. Der Vorsitzende des Rohstoffausschusses im Repräsentantenhaus, der demokratische Abgeordnete Nick Rahall, sagte, der Bericht der Kontrollaufsicht lese sich "wie ein Drehbuch für eine Fernsehserie, und zwar eine, die erst im Abendprogramm gezeigt werden darf". Es sei kein Wunder, dass die Behörde bei der Aufsicht über das RIK-Programm so schlecht gearbeitet habe - "die Mitarbeiter hatten eindeutig andere Prioritäten in dieser Behörde".

Der Skandal bringt auch eine pikante Note in den Präsidentschaftswahlkampf. Beide Kandidaten sind mit der Frage konfrontiert, ob sie weitere teilweise aus Naturschutzgründen umstrittene Ölbohrungen unterstützen.

AP
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