Trotz der Drohung der ägyptischen Regierung, nach den wütenden Massenprotesten vom Dienstag mit aller Härte gegen Demonstranten vorzugehen, gingen die Oppositionellen auch am Mittwoch auf die Straße. Unbeeindruckt versammelten sich in Kairo sowie in den Provinzen Manufija, Nord-Sinai und Assiut wieder Hunderte von Oppositionellen, um gegen die Regierung des 81-jährigen Langzeitherrschers Hosni Mubarak zu demonstrieren. Wie am Vortag schlugen die Sicherheitskräfte zu.
Ein Sprecher des Innenministeriums sagte einen Tag nach den blutigen Unruhen: "Es wird niemandem erlaubt werden, Aufruhr zu schüren, Protestversammlungen abzuhalten oder Demonstrationen zu organisieren. Sollte sich jemand nicht daran halten, dann werden sofort die gesetzlichen Maßnahmen eingeleitet und Ermittlungen gegen die Teilnehmer aufgenommen."
Die oppositionelle Bewegung hatte auf ihrer Seite im Online-Netzwerk Facebook die Ägypter aufgefordert, sich am Mittwoch auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo zu versammeln. Die Demonstranten müssten den Platz "erneut erobern".
Wie schon am Vortag säumten in Kairo auch am Mittwoch Dutzende Polizei-Mannschaftswagen die Straßen. In Ägypten gilt bereits seit 1981 der Ausnahmezustand. IN dem Jahr übernahm Mubarak die Macht. Großdemonstrationen werden von der Polizei normalerweise rasch beendet.
Zwei Tote in Suez
Der Aufruhr köchelte am Mittwoch auf weit kleinerer Flamme als noch am Tag zuvor: In der Nacht war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. In der Stadt Suez starben zwei Demonstranten. In Kairo kam ein Polizist ums Leben. Die Polizisten hatten nach Mitternacht den Befehl erhalten, rund 10.000 Demonstranten zu vertreiben, die sich auf dem Tahrir-Platz versammelt hatten. Dabei setzten sie unter anderem Tränengas und Wasserwerfer ein.
Auf die inhaltlichen Forderungen der Demonstranten, die verschiedenen politischen Gruppierungen angehören, ging die Regierung nicht ein. Die Demonstranten hatten vor allem höhere Löhne und Meinungsfreiheit gefordert. Sie protestierten gegen die in den Behörden weit verbreitete Korruption. Einige von ihnen forderten auch den Rücktritt von Mubarak.
Ausflüge nach Kairo abgesagt
Auch die Tourismusveranstalter reagieren nun auf die Unruhen und haben Tagesausflüge vom Roten Meer nach Kairo abgesagt. Diese Vorsichtsmaßnahme gelten zunächst für einen Tag, hieß es bei den Anbietern Thomas Cook/Neckermann und FTI. Die Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) hatte bereits am Dienstag keine Urlauber mehr in Ägyptens Hauptstadt gebracht, sagte eine Sprecherin in Köln. Kostenlose Umbuchungen und Stornierungen von Ägypten-Reisen bieten die Veranstalter aufgrund der jüngsten Unruhen nicht an.