Eroberung Invasionsarmee nimmt irakischen Hafen ein

US-Marineinfanteristen haben den strategisch wichtigen Hafen der irakischen Stadt Umm Kasr eingenommen. Dabei haben sie nach Angaben von Militärkreisen mehrere hundert Gefangene gemacht.

Die amerikanisch-britische Invasionsarmee hat am zweiten Kriegstag strategisch wichtige Stellungen im Süden und Westen Iraks besetzt. Unter teilweise heftigen Kämpfen nahmen US-Marine-Infanteristen den Hafen von Umm Kasr ein, wie aus Kreisen der US-Streitkräfte in Kuwait verlautete. Mehrere hundert irakische Soldaten sollen gefangen genommen worden sein.

Einnahme von zwei Flugplätzen

Im Westen des Landes nahmen US-Truppen nach Informationen aus dem Pentagon zwei Flugplätze ein. Die Landepisten mit den Bezeichnungen H-2 und H-3 seien ohne größeren Widerstand besetzt worden, sagte ein Beamter des Verteidigungsministeriums in Washington. Auf dem Flugplatz H3, rund 300 Kilometer westlich von Bagdad, befand sich eine der wichtigsten Radarstellungen der irakischen Flugabwehr.

Teilweise heftiger Widerstand

Die alliierten Truppen im Süden konnten teilweise ungehindert vorstoßen, an anderen Orten stießen sie aber auf heftigen Widerstand. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, es gebe bislang keine Anzeichen, dass der Widerstand der irakischen Streitkräfte in sich zusammenfalle. Der britische Premierminister Tony Blair sagte: "Wir werden unsere Ziele nicht über Nacht erreichen."

Brennende Ölquellen

Zu den strategischen Zielen der USA gehört die Sicherung der Ölquellen im Süden. Beim Vormarsch zum Rumeila-Ölfeld nördlich der kuwaitischen Grenze wurde nach amerikanischen Angaben ein erster US-Soldat im Kampf getötet. Die Truppen hätten das Ölfeld passiert, verlautete aus dem Pentagon in Washington. Es könne aber noch nicht gesagt werden, dass sie es vollständig unter Kontrolle gebracht hätten. Reporter der Nachrichtenagentur AP, die den Vormarsch der US-Truppen in den Süden Iraks begleiteten, sahen mehrere brennende Ölquellen.

In Vorbereitung einer geplanten Einnahme von Basra stießen Marine-Infanteristen auf eine strategisch wichtige Autobahnverbindung vor. Dort kam es zu mehrstündigen Artilleriegefechten. Zur Sicherung der Straße wurden Panzer auf beiden Seiten postiert. Die US-Truppen nahmen die nahe gelegene Ortschaft Safwan ein, nachdem sie dort ebenfalls auf Widerstand gestoßen waren.

Die Invasion der Infanterietruppen begann am Donnerstagabend gegen 21.00 Uhr von Kuwait aus. In der ersten Stunde des Einmarsch ergaben sich nach US-Angaben 200 irakische Soldaten.

Abgestürzter Hubschrauber

Die ersten Kriegstoten auf alliierter Seite waren acht britische und vier amerikanische Soldaten an Bord eines US-Transporthubschrauber vom Typ CH-46 Sea Knight. Der Hubschrauber war auf dem Weg zur Halbinsel El Fau. Dort landeten amerikanische und britische Spezialeinheiten und bildeten einen Brückenkopf westlich der Hafenstadt Umm Kasr.

Die Bewohner der Hauptstadt Bagdad verbrachten eine weitgehend ruhige Nacht, nachdem dort am ersten Kriegstag mehrere Ziele mit Raketen und Bomben angegriffen worden waren. Dabei wurde ein Palast von Staatschef Saddam Hussein nach Angaben des irakischen Informationsministeriums von Raketen getroffen. Der Präsident sei aber unversehrt, sagte Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf.

Die USA stehen nach eigenen Angaben in informellem Kontakt zu irakischen Kommandeuren, um diese in einem frühen Stadium des Krieges zur Kapitulation zu bewegen. Deswegen hätten die US-Streitkräfte bisher auch auf die ursprünglich erwarteten massiven Luftangriffe auf Bagdad verzichtet, hieß es in Washington. Jedoch starteten am Freitag acht B-52-Bomber auf dem englischen Luftwaffenstützpunkt Fairford mit unbekanntem Ziel.

Der geplante Angriff von Norden verzögerte sich weiter, weil die Türkei auch am Freitag noch nicht ihren Luftraum für US-Kampfflugzeuge geöffnet hat. Vertreter beider Staaten verhandelten noch über Einzelheiten der amerikanischen Pläne. Das Parlament in Ankara hatte der Öffnung des Luftraums am Donnerstag zugestimmt. Jetzt besteht die Regierung dem Vernehmen nach aber darauf, dass die USA im Gegenzug dem Einmarsch türkischer Truppen in den Norden Iraks zustimmen.