Kellyanne Conway war zuletzt so tief abgetaucht, dass die US-Comedyserie "Saturday Night Live" vor Kurzem besorgt fragte, wo die Präsidentenberaterin wohl stecken würde. Die Antwort folgte wenige Tage später: Sie lebt und hatte die undankbare Aufgabe, den Rauswurf des FBI-Chefs James Comey vor den Kameras von CNN zu erläutern. Anstelle des Präsidenten, der die überraschende Entlassung kurz zuvor bekanntgeben ließ und diese Personalie nur auf Twitter kommentierte.
Die Kündigung
"Lieber Direktor Comey,
ich habe vom Generalbundesanwalt und seinem Stellvertreter die angehängten Briefe erhalten, die Ihre Entlassung als Direktor des Federal Bureau of Investigation empfehlen. Ich habe diese Empfehlung akzeptiert, Sie sind hiermit entlassen und werden mit sofortiger Wirkung aus dem Amt entfernt.
Ich weiß es zwar sehr zu schätzen, dass Sie mich in drei verschiedenen Situationen darüber informiert haben, dass nicht gegen mich ermittelt werde; dennoch stimme ich mit dem Justizministerium darin überein, dass Sie nicht in der Lage sind, das FBI effektiv zu führen.
Es ist essenziell, eine neue Führung für das FBI zu finden, die das Vertrauen der Öffentlichkeit und das Zutrauen in die Kernaufgaben seiner Aufgaben in der Strafverfolgung wieder herstellt.
Ich wünsche Ihnen für künftige Unternehmungen bestes Gelingen.
Donald J. Trump"
Kellyanne Conway und die alternativen Fakten
Ihr Auftritt bei dem TV-Newskanal dauert zwar eine Viertelstunde, doch ihre Erklärungen ließen Moderator Anderson Cooper ratlos zurück. Conway begann ihre Ausführungen mit der offiziellen Version, nach der Donald Trump das Vertrauen in James Comey verloren habe. Grund dafür seien die FBI-Ermittlungen gegen Hillary Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre gewesen. Die aber hatte der jetzige Präsident im Wahlkampf noch mehrmals und ausdrücklich gelobt (auch, weil sie geholfen haben dürften, die Wahl letztlich zu gewinnen). Auf diesen Hinweis Coopers variierte Conway ihre berühmte These von den "alternativen Fakten": "Ich glaube, Sie schauen auf die falschen Tatsachen, er (Trump, d.Red.) hat entschlossen gehandelt", sagte sie, woraufhin Cooper ein ungläubiges "Das ergibt doch keinen Sinn" entfuhr.
Der CNN-Moderator stellte der Trump-Beraterin die naheliegende Frage, ob es nicht seltsam wirke, dass der Präsident ausgerechnet denjenigen feuere, der die Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Weißen Hauses und den Leuten aus seinem direkten Umfeld leite? Nein, tue es nicht, so Conway, hier werde nichts vertuscht. Erneut und mehrfach betonte sie, dass nicht gegen Donald Trump ermittelt werde. Und im Übrigen auch nicht gegen sie selbst, und außerdem kenne sie noch eine Reihe anderer Kollegen, die ebenfalls nicht im Visier des FBI stünden.
Donald Trump ging es "um die Integrität des FBI"
Am Ende der für Conway eher unangenehmen 13 Minuten wiederholte sie stur die offizielle Lesart des Ereignisses, nachdem die Entlassung von Comey nichts mit seinen Ermittlungen von Trumps "Russland-Connection" zu tun habe. "Es ging allein darum, ob der FBI-Chef das Vertrauen des Präsidenten hat und ob er in der Lage ist, seine Pflichten aufrichtig nachkommen zu können. Es ging um die Integrität des FBI."