Finanzielle Hilfen in der EU Der Streit um die Weichwährungsländer

Der Haussegen in der Euro-Zone hängt schief - wegen Griechenland. Besonders die Regierungen in Berlin und Paris werden sich nicht einig, wie der südosteuropäische Schuldensünder auf den Pfad der Tugend zurückfinden soll.

Der gestrenge Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist nicht bereit, dem drängelnden Sorgenkind jetzt das Portemonnaie zu öffnen und will ihm als letztes Druckmittel gar die Tür weisen. Frankreich drängt die Europäer hingegen, den Griechen die helfende Hand zu reichen - mit viel Geld aus Berlin. In dem Disput zwischen Deutschland und Frankreich wird ein "Geburtsfehler" des Euro deutlich: Die beiden europäischen Schwergewichte hatten mit der Währung ganz Unterschiedliches im Sinn.

"Alle alten Debatten, die dem Start des Euro vorausgingen und seine Einführung begleiteten, kommen nach einem Jahrzehnt der Stabilität jetzt wieder hoch", meint Thomas Klau, Autor eines Buches zur Gemeinschaftswährung. Deutschland wollte von Anfang an eine solide Währung nach dem Vorbild der D-Mark, die ohne vermeintliche Weichwährungsländer im Süden Europas starten sollte. Die Bundesbank konnte sich damals jedoch nicht durchsetzen.

Die Partner in Paris sahen den Euro hingegen als politisches Projekt, um das wiedervereinigte Deutschland in einer möglichst großen Währungsgemeinschaft fest zu verankern. Südländer wie Portugal und Spanien wollte man in Paris anders als in Berlin dabei auf jeden Fall mit im Boot haben. Das Kalkül dahinter: Mit einer Abwertung von Escudo und Pesete hätten diese Länder einen mächtigen Hebel zur Verbilligung ihrer Exportgüter in der Hand behalten - zum Leidwesen französischer Bauern und Industriefirmen. Frankreich forderte zudem vergeblich eine europäische Wirtschaftsregierung.

Letztlich einigte man sich mit der Einführung des Euro in der Mitte: Die deutsche Seite erreichte, dass die Europäische Zentralbank ein unabhängiges Mandat erhielt. Zudem sollten strenge Stabilitätsregeln Defizitsünder disziplinieren. Die Franzosen aber konnten durchsetzen, dass Südländer wie Spanien und Italien den Euro bekamen.

Das Misstrauen, dass diese einst für ihre laxe Haushaltspolitik berüchtigten Staaten mit ausufernden Defiziten die gemeinsame Währung in den Abgrund reißen könnten, sitzt tief. Mit der akuten Schuldenkrise Griechenlands hat sich auch der Ton verschärft: Sprach man in den 90er Jahren mit Blick auf die vermeintlichen Weichwährungsländer noch augenzwinkernd vom "ClubMed", müssen die Euro-Staaten Portugal, Italien, Griechenland und Spanien nun sogar mit dem despektierlichen Sammelbegriff Pigs (Englisch für Schweine) leben.

Reuters
Paul Taylor und Reinhard Becker, Reuters