Für viele der 1,8 Millionen nach Afghanistan zurückströmenden Flüchtlinge war es alles andere als ein warmer Empfang: kein Dach über dem Kopf, keine Arbeit. Und jetzt der bittere Winter. Für mehr als eine halbe Million Menschen in Afghanistan werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen die Monate Januar und Februar grausam und möglicherweise lebensbedrohlich sein. Sie hätten weder ausreichend Nahrungsmittel noch eine Unterkunft oder eine Möglichkeit, sich warm zu halten, erklärt UN-Sprecherin Maki Shinohara.
Es geht um's pure Überleben
Wer die eisigen Nächte in unheimlichen, zerbombten Gebäuden verbringen kann, durch die noch der Geist des Krieges zu ziehen scheint, gehört noch zu den Glücklicheren. Wer aber wie Taza Gul und seine Familie in dünnen Plastikzelten campieren muss, hat allen Grund zum Verzweifeln. "Nachts wird es jetzt schon so kalt, es ist beängstigend", sagt Gul. "Und es kann noch schlimmer werden. Unser Schicksal liegt in Allahs Hand." Wie seine Leidensgenossen aus den Flüchtlingslagern in Pakistan und Iran erhoffte er sich ein besseres Leben, als er nach dem Sturz der Taliban vor einem Jahr nach Afghanistan zurückkehrte. Nun bangt er ums pure Überleben.
Besonders schilmm in abgelegenen Gebieten
Vor allem in abgelegenen Gebieten, die bei Schnee von der Außenwelt abgeschnitten sind, bemühen sich die UN, die Menschen mit notwendiger Ausrüstung zu versorgen. Decken, Holzöfen und Brennstoff werden verteilt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk ist besonders besorgt über die Lage in den zentralen Gebirgsregionen, sagt Shinohara. Dort fallen die Temperaturen bis zu 30 Grad Minus ab. Aber auch Südafghanistan ist trotz höherer Temperaturen ein Brennpunkt: Hier sind rund 400.000 Binnenflüchtlinge auf Hilfe angewiesen.
Oft bleibt nur noch Bettelei
Das Welternährungsprogramm hat im ganzen Land bereits mehr als 50.000 Tonnen Lebensmittelhilfe ausgeliefert, bis Ende Dezember soll die Verteilaktion noch laufen. Auch zahlreiche Hilfsorganisationen sind vor Ort. Seine Nachbarn - ebenfalls Zeltbewohner - hätten neulich Kohle bekommen, berichtet Gul. Seine Familie sei aber bislang leer ausgegangen. "Wir haben noch von niemandem Hilfe erhalten“" klagt er. "Wir haben nicht einmal genug Geld, um Feuerholz zu kaufen. Ich muss meine Kinder losschicken, damit siedarum betteln."