Russland wird von einem Gefängnis-Skandal erschüttert, jetzt musste ein hochrangiger Mitarbeiter des Justizvollzugs deswegen seinen Posten räumen: Wenige Wochen nach der Veröffentlichung von Aufnahmen, die Folter und eine mutmaßliche Vergewaltigung in einem Gefängnis zeigen sollen, hat Präsident Wladimir Putin den Chef der Gefängnisverwaltung Russlands entlassen. Alexander Kalaschnikow werde durch den stellvertretenden Innenminister Arkadi Gostew ersetzt, teilte der Kreml am Donnerstag mit.
Kalaschnikow hatte zwei Jahre lang die Oberaufsicht über die Gefängnisse in Russland
Kalaschnikow, der wegen der Inhaftierung von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zahlreichen westlichen Sanktionen unterliegt, war zwei Jahre lang Chef der Gefängnisverwaltung.
Der Schritt erfolgte, nachdem Menschenrechtsgruppen im vergangenen Monat zahlreiche Videos aus einem Gefängnis in der zentralen Stadt Saratow veröffentlicht hatten, die Folter und Misshandlungen zeigen sollen. Sie wurden Berichten zufolge von einem ehemaligen Häftling aus dem Gefängnis geschmuggelt, der inzwischen aus Russland geflohen ist und in Frankreich Asyl beantragt hat. Die Aufnahmen hatte die Anti-Folter-Organisation Gulagu.net veröffentlicht.
Während seiner Haftstrafe wegen Drogenhandels hatte der ehemalige Häftling laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP als IT-Wartungsbeauftragter gearbeitet. Dabei habe er sich Zugang zum internen Server des Gefängnisses und zu den Servern anderer Haftanstalten verschafft, wo er mehrere Videos gefunden habe. Er habe sie auf einem USB-Stick gespeichert, den er in der Nähe des Gefängnisausgangs versteckt haben soll.
Auf einem Video ist demnach die Vergewaltigung eines Häftlings mit einer Stange in einem Gefängniskrankenhaus zu sehen. Den Menschenrechtlern zufolge dokumentieren die Aufnahmen "systematische Folter" durch Wärter in russischen Gefängnissen.
Menschenrechtler prangern Folter in russischen Haftanstalten an
Anfang November erklärte die russische Strafvollzugsbehörde, sie habe im Zusammenhang mit dem Fall 18 Angestellte und fünf Beamte der Behörde in Saratow entlassen und mehrere Untersuchungen eingeleitet. Der Kreml hatte zuvor eine Aufklärung der Fälle gefordert.
Menschenrechtsaktivisten berichten regelmäßig von Folter, Demütigung und Schlägen durch russisches Gefängnispersonal oder andere Insassen. Im März hatte der in einem russischen Straflager inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny den Gefängniswärtern Folter durch "Schlafentzug" sowie unzureichende medizinische Versorgung vorgeworfen.

Sehen Sie im Video: Russlands Präsident Wladimir Putin verbrachte im September gemeinsam mit seinem Verteidigungsminister mehrere Tage in der Wildnis in Sibirien. Und zum wiederholten Male präsentierte Putin sich als hartet Kerl.