Foltervorwürfe "Inakzeptabel und unamerikanisch"

Während die Gefangenen des Folter-Gefängnisses ihre Freilassung feierten, verurteilte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die Misshandlungen als "völlig inakzeptabel und unamerikanisch". Mit Besorgnis haben auch die Vereinten Nationen auf Vorwürfe von Misshandlungen irakischer Gefangener reagiert.

Mit Besorgnis haben die Vereinten Nationen auf Vorwürfe von Misshandlungen irakischer Gefangener reagiert und eine umfassende Aufklärung verlangt. Der amtierende UN-Menschenrechtsbeauftragte Bertrand Ramcharan rief die amerikanischen und britischen Streitkräfte am Dienstag dazu auf, alle Fälle zu verfolgen. Ramcharan teile die internationale Abscheu nach der Veröffentlichung von Fotos, die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten zeigten, sagte dessen Sprecher Jose Diaz.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verurteilte Misshandlungen als "völlig inakzeptabel und unamerikanisch". Das Pentagon werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Er nannte die Vorwürfe "zutiefst beunruhigend" und versicherte, sie würden äußerst ernst genommen werden.

Sind die Vorfälle nur die Spitze eines Eisberges?

Nach einer Sitzung des Streitkräfteausschusses im Senat äußerte Senator Edward Kennedy am Dienstag die Befürchtung, die veröffentlichten Vorwürfe könnten nur die Spitze eines Eisbergs sein. Der Ausschussvorsitzende John Warner sprach nach dem Treffen mit Offizieren des Pentagon von "einigen Vorfällen in Afghanistan", bei denen es sich aber offenbar um Einzelfälle gehandelt habe.

Wie jetzt bekannt wurde, gingen die US-Streitkräfte schon im Herbst vergangenen Jahres ersten Hinweisen auf eine Misshandlung von Häftlingen in Irak nach. Diese erste Untersuchung sei von einem ranghohen Kommandeur der Besatzungstruppen angeordnet worden, teilte ein Sprecher Rumsfelds am Montag in Washington mit. Die Ergebnisse seien unter Verschluss. In Portland im US-Staat Oregon verklagte ein kanadischer Staatsbürger, der in Irak inhaftiert war, die US-Streitkräfte wegen irrtümlicher Verhaftung, Folter und Körperverletzung auf Schadensersatz von 350.000 Dollar.

Strafverfahren und schriftliche Ermahnungen

US-Präsident George W. Bush hat Rumsfeld aufgefordert, die Affäre schnell und restlos aufzuklären. Die Ermittlungen zu Misshandlungen im Lager Abu Ghraib bei Bagdad wurden nach Angaben von Rumsfelds Sprecher Larry Di Rita am 15. März abgeschlossen, gut sechs Wochen vor Veröffentlichung der entsprechenden Fotos. Am 20. März wurden daraufhin Strafverfahren gegen sechs Militärpolizisten eingeleitet. Drei dieser Fälle wurden an Militärgerichte verwiesen, in drei anderen Fällen stehen noch weitere Anhörungen aus. Sieben weitere Militärpolizisten erhielten schriftliche Ermahnungen.

zwiti> Einsatz von Kopfhauben gestoppt Die US-Behörden ordneten unterdessen an, dass irakischen Gefangenen der Kopf nicht mehr mit Hauben verhüllt werden darf. Der Einsatz der Hauben sei im Gefängnis Abu Ghraib seit einem Monat nicht mehr zulässig, bei Razzien außerhalb des Gefängnisses sei der Gebrauch vor vier Tagen gestoppt worden, erklärte ein US-Militärsprecher in Bagdad.

Das Verteidigungsministerium in London dringt nach Worten von Staatsminister Adam Ingram auf Aufklärung der Vorwürfe gegen britische Soldaten, will aber die Ermittler nicht unter zeitlichen Druck setzen. Auch in der Frage der Authentizität der veröffentlichten Fotos, die Foltervorwürfe belegen sollten, sei die Regierung noch zu keiner Entscheidung gelangt, sagte Ingram am Dienstag vor dem Parlament.