G8-Gipfel Trippelschritt für das Klima

  • von Peter Ehrlich
In Heiligendamm sollte sie nur "ernsthaft geprüft" werden, jetzt gehen die G8 bei der Halbierung ihres Treibhausgas-Ausstoßes einen Schritt weiter. Dank des Einlenkens von US-Präsident George W. Bush einigten sich die großen Industriestaaten auf das Ziel, die Emissionen bis 2050 zu halbieren. In trockenen Tüchern ist das Klimaabkommen aber beileibe noch nicht.

Die mächtigsten Industriestaaten der Welt haben sich bei ihrem Gipfel darauf geeinigt, die Verhandlungen über ein neues Klima-Rahmenabkommen der Uno aktiv zu unterstützen. Grundlage für die Verhandlungen, die Ende 2009 in Kopenhagen abgeschlossen werden sollen, sei die "gemeinsame Vision", die Emissionen um "mindestens 50 Prozent" zu halbieren. Damit gehen die G8 über die Erklärung des letzten Gipfels in Heiligendamm hinaus. Damals hatten sie nach langem Ringen formuliert, sie würden eine Halbierung der Emissionen "ernsthaft prüfen". Die Zahl 50 Prozent wurde damals noch vermieden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, sie sei "sehr zufrieden" mit dem Ergebnis. Anders als in Heiligendamm machten die USA diesmal keine größeren Probleme. Sie akzeptierten auch eine Formulierung, nach der die Industriestaaten eine Führungsrolle übernehmen sollen. Die Industrieländer verpflichten sich außerdem, schon mittelfristig die Emissionen von CO₂ und anderen Gasen zu verringern oder zunächst den Anstieg zu stoppen, den es in einigen Ländern noch gibt. Das ist wichtig für die Uno-Verhandlungen, bei denen es um konkrete Reduktionsziele bis zum Jahr 2020 geht, also das Folgeabkommen für die Klimaschutzvereinbarung von Kioto.

"In Kopenhagen schlägt die Stunde der Wahrheit", hieß es in deutschen Regierungskreisen. Ziel ist, dass auch die Entwicklungs- und Schwellenländer am Klimaschutz mitarbeiten, auch wenn von ihnen zunächst keine Reduktion verlangt wird. Am Mittwoch treffen sich die G8 mit den anderen größten Verursachern von CO₂-Emissionen.

Die G8 bekennen sich auch zum Energiesparen und schließen sich entsprechenden Empfehlungen der Internationalen Energieagentur (IEA) an. Die Formulierungen zur Atomenergie blieben wie von Deutschland gewünscht eher unverbindlich. Wie bereits vor zwei Wochen ausgehandelt wird erwähnt, dass ein Teil der G8-Staaten Kernkraft als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz ansieht.

Es gibt aber keine Aufforderung, neue Kraftwerke zu bauen. Allen, die das tun wollen, wird wie schon vor einem Jahr in Heiligendamm eine Sicherheitspartnerschaft der G8 angeboten. Der Energieberater von US-Präsident George W. Bush, James Connaughton, der die Atomkraftnutzung am Montag noch als "Lackmustest" für Klimaschützer bezeichnet hatte, nahm nicht am Frühstück Merkels mit Bush teil.

Die G8 wollen für den Klimaschutz den Bau von 20 Pilotanlagen für die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid bei Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken unterstützen. Sie heben außerdem hervor, dass Treibstoffe aus Pflanzen nicht die Ernährungssicherheit gefährden dürfen und setzen ihre Hoffnung daher auf Biotreibstoffe der zweiten Generation, die aus organischen Abfällen hergestellt werden können.

FTD