Gaza-Streifen Israelische Armee rückt ab

Israel beendet den Einsatz im Gaza-Streifen. Grund für den Einmarsch vor vier Tagen war unter anderem ein Tunnel, den Extremisten bei Angriffen auf israelische Soldaten benutzt haben sollen.

Die israelische Armee ist nach einem viertägigen Einsatz im östlichen Grenzgebiet des Gazastreifens wieder abgezogen. Palästinensische Krankenhausmitarbeiter erklärten in Gaza, bei dem Einsatz seien insgesamt 20 Palästinenser getötet worden, darunter 8 militante Kämpfer und 12 Zivilisten. Häuser, Straßen und Felder wurden beschädigt.

Die Ziele

Die israelischen Soldaten waren in den Gazastreifen vorgestoßen, um Sprengstoff und einen Tunnel zu finden und zu zerstören, den Palästinenser für einen Anschlag auf den Grenzübergang Karni gegraben hatten. Auf Flugblättern, die über Gaza abgeworfen wurden, hieß es, wenn israelische Soldaten angegriffen würden, bleibe der Gazastreifen für den Warenhandel und für Fußgänger geschlossen.

Seit Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen sind dort mehr als 200 Palästinenser getötet worden. Auslöser des erneuten Einmarschs in das Küstengebiet war die Entführung eines israelischen Soldaten durch radikale Palästinenser Ende Juni, an der auch Kämpfer der regierenden Hamas beteiligt waren.

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Militante Palästinenser beschießen Israel

Erstmals seit Wochen feuerten palästinensische Extremisten nach Angaben der Armee von Gaza aus Raketen auf südisraelische Städte ab. Bis zu sieben Raketen trafen demnach die nahe der Grenze zum Gaza-Streifen gelegene Stadt Sderot. Eine weitere schlug in Aschkelon ein. Berichte über Verletzte oder Tote gab es nicht.

Die Raketenangriffe waren während des Libanon-Kriegs weitgehend ausgesetzt worden. Noch am Vortag hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Extremisten zum Ende der Angriffe aufgerufen.

Israelische Armee tötet Extremistenführer

Unterdessen erschossen israelische Soldaten in Nablus im Westjordanland einen seit Jahren gesuchten militanten Palästinenser. Dabei handele es sich um Fadi Chafischa, einen Kommandanten der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, hieß es in palästinensischen Sicherheitskreisen. Er sei bekannt dafür gewesen, an der Vorbereitung von Selbstmordanschlägen in Israel beteiligt gewesen zu sein.

Nach Krankenhausangaben wurde der 30-Jährige bei einem Schusswechsel getötet. Fünf Palästinenser seien verletzt worden. Anwohner hätten die Soldaten während der Operation mit Steinen beworfen, woraufhin die Israelis geschossen hätten. Die Al-Aksa-Brigaden sind ein militärischer Arm der Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.

In Gaza töteten Attentäter außerdem einen Anführer der radikalen palästinensischen Volkswiderstandskomitees. Die Männer seien maskiert gewesen und hätten Raed Nakhal im Flüchtlingslager Schati überfallen, teilte die Gruppierung mit. Sie kündigte Vergeltung für die Tat an. Die Organisation Volkswiderstandskomitees ist eine von drei Gruppen, die unter Führung des bewaffneten Armes der radikal-islamischen Hamas den israelischen Soldaten Gilad Schalit in den Gazastreifen verschleppt haben.

Hamas-Politiker warten auf Prozessbeginn

Ein israelisches Militärgericht setzte den Prozess gegen hochrangige Hamas-Politiker auf den 12. Dezember fest. Zwei palästinensische Minister sowie Parlamentspräsident Abdel Asis Duaik und zwölf Abgeordnete müssen sich wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Vereinigung vor Gericht verantworten. Ihnen drohen zehn Jahre Haft. Die Hamas-Mitglieder waren vor zwei Monaten nach der Entführung eines israelischen Soldaten gefangenen genommen worden.

Finanzhilfe für Palästinenser

Regierungsvertreter aus 50 Ländern haben in Stockholm Beratungen über Verbesserungen der humanitären Lage in den palästinensischen Gebieten aufgenommen. Schwedens Außenminister Jan Eliasson erklärte zur Eröffnung, dass besonders im Gaza-Streifen die Situation für 1,4 Millionen Palästinenser seit Beginn der israelischen Militäroperation Sommerregen "völlig unerträglich" geworden sei. Zu den akuten Problemen gehöre nicht zuletzt, dass Israel als Besatzungsmacht die Bereitstellung akut benötigter humanitärer Hilfe erschwere. Am Vortag wurden ebenfalls in Stockholm bei einer Libanon-Geberkonferenz 700 Millionen Euro an Hilfsgeldern für den ersten Teil des Wiederaufbaus nach dem jüngsten Nahostkrieg bereitgestellt.

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