Geiselnahme in Bagdad Al-Kaida-Ableger sorgt für Blutbad in Kirche

Die Geiselnahme in einer Bagdader Kirche hat mehr Menschen das Leben gekostet als bislang angenommen. Die Toten gehen auf das Konto eines al-Kaida-Ablegers im Irak.

Das Geiseldrama in einer Kirche in Bagdad hat weitaus mehr Opfer gefordert als bisher angenommen. Wie ein Vertreter des irakischen Innenministeriums am Montag mitteilte, starben bei der Geiselnahme und ihrer gewaltsamen Beendigung 37 Gläubige und sieben Sicherheitskräfte. Bei der Erstürmung der Kirche seien zudem fünf Geiselnehmer getötet und acht Verdächtige festgenommen worden.

Ein bewaffnetes Kommando war am Sonntagabend während des Gottesdienstes in die chaldäisch-katholische Kirche des Bagdader Stadtteils Karrada eingedrungen und hatte die dort versammelten Gläubigen in seine Gewalt gebracht. Laut dem Vertreter des Innenministeriums nahmen rund hundert Menschen an der Messe teil. Zuvor hatten die Angreifer bereits zwei Wächter der nahegelegenen Börse umgebracht. Irakische Sicherheitskräfte beendeten schließlich mit amerikanischer Hilfe gewaltsam die Geiselnahme. Die irakischen Behörden und Augenzeugen hatten zunächst von mindestens sieben toten Geiseln gesprochen und gesagt, auch alle neun Angreifer seien umgekommen.

Mindestens eine Geisel starb laut einem Augenzeugen bereits vor der Erstürmung der Kirche durch die irakischen Sicherheitskräfte. Als erstes hätten die in Uniformen gekleideten Angreifer den Priester getötet, berichtete der 18-Jährige, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Gotteskrieger wüten

Zu dem Überfall bekannte sich der Al-Kaida-Ableger Islamischer Staat Irak. Wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Montag mitteilte, erklärte die radikalislamische Bewegung, eine "Gruppe wütender Gotteskrieger" habe die syrisch-katholischen Kirche in der irakischen Hauptstadt überfallen, die "schon immer von den Christen im Irak als Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam" genutzt worden sei.

Ziel sei es gewesen, "unseren schwachen gefangenen muslimischen Schwestern" in Ägypten zu helfen, hieß es in der Erklärung weiter. Darin stellte die Terrorgruppe laut SITE der koptischen Kirche in Ägypten eine 48-stündige Frist, um den Status muslimischer Frauen offenzulegen, die "in Klöstern des Unglaubens und Kirchen des Götzendienstes gefangen" seien und diese freizulassen. Nach Angaben von SITE soll es sich dabei um die Frauen zweier koptischer Priester handeln, die zum Islam übergetreten waren oder es noch wollten und seitdem in einer Kirche festgehalten werden.

In einer zusätzlichen Tonaufnahme gab der Ableger des Terrornetzwerks demnach die Namen der beiden Frauen mit Camellia Shehata und Wafa Constantine an. In der Aufnahme drohte ein Vertreter eines Selbstmordkommandos mit weiteren Anschlägen gegen Christen im gesamten Nahen Osten.

Christen im Irak werden immer wieder Ziel von Gewalttaten. Ende 2008 wurden bei einer Anschlagsserie 40 Christen getötet; die nun betroffene Kirche war bereits 2004 zusammen mit weiteren christlichen Einrichtungen in Bagdad Ziel von Angriffen gewesen. Derzeit leben im Irak rund 300.000 Katholiken.

AFP
AFP/ben