Geld für Afghanistan CIA brachte Millionen in Tüten nach Kabul

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Ist diese brüchig, tun es auch größere Präsente. Die USA schickten etliche Millionen Dollar nach Afghanistan - in Koffern, Rucksäcken und Einkaufstüten.

Die CIA hat einem Zeitungsbericht zufolge über Jahre etliche Millionen Dollar in Koffern, Rucksäcken und Einkaufstüten in das afghanische Präsidialamt gebracht. Mit dem Geld habe sich der US-Auslandsgeheimdienst Einfluss auf Präsident Hamid Karsai und den innersten Kreis der Regierung in Kabul sichern wollen, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf jetzige und frühere Berater des Staatsoberhauptes.

Das sogenannte Geistergeld beförderte demnach aber US-Regierungskreisen zufolge die Korruption und machte lokale Machthaber noch stärker. "Die wichtigste Ursache für Korruption waren die Vereinigten Staaten", zitierte das Blatt aus den Kreisen. Ein Großteil des Geldes sei an die lokalen afghanischen Kriegsherren, die "Warlords" gegangen sowie an korrupte Politiker, die teils selbst in den Drogenanbau verwickelt seien. Afghanistan gilt als der weltweit größte Heroinproduzent.

Der Zeitung zufolge gibt es keine Beweise dafür, dass Karsai selbst das Geld erhielt. Die Zahlungen seien von seinem Nationalen Sicherheitsrat abgewickelt worden. Die CIA lehnte eine Stellungnahme ab. Das US-Außenministerium ließ den Bericht unkommentiert. Der afghanische Präsident bestätigte dagegen die Meldung. "Ja, der Nationale Sicherheitsrat (NSR) hat in den vergangenen zehn Jahren Geld von der CIA bekommen", sagte Karsai.

Dass die USA enge politische Mitarbeiter und auch Verwandte Karsais unterstützen, sei zwar schon früher kein Geheimnis gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Jedoch habe die Öffentlichkeit keine Vorstellung davon gehabt, wie umfassend die finanzielle Einflussnahme der USA auf die Regierungsgeschäfte in dem Land sei.

Geld kam auch aus dem Iran

Und nicht nur Washington zahle kräftig nach Afghanistan. Vor gut zwei Jahren war bekannt geworden, dass auch der Iran zu den Geldgebern Kabuls gehörte. Als die Zahlungen des Regimes in Teheran bekannt geworden waren, hatte man diese in den USA noch öffentlich als Beweis dafür gebrandmarkt, wie aggressiv der Iran Einfluss in Afghanistan nehmen und die Beziehungen Kabuls zu Washington vergiften wolle. Was die USA damals verschwiegen, so die Zeitung, seien die eigenen Zahlungen gewesen. Während der Iran derzeit nicht mehr zahle, überschütteten die USA Afghanistan bis zum heutigen Tag mit Geld.

Völlig unklar sei, ob der Geldfluss aus Washington überhaupt das erwünschte Ergebnis gehabt habe. So hatten sich die Spannungen zwischen den beiden Ländern in den vergangenen Monaten verschärft – und auch die Kritik Karsais an den amerikanischen Soldaten im Land. Offenbar könne man Karsai nicht kaufen, resümiert die "New York Times".

Die USA bereiten gerade den Rückzug vom Hindukusch vor. Nach dem Abzug der Kampfeinheiten sollen die afghanischen Streitkräfte und die Polizei für die Sicherheit verantwortlich sein. Beide erhalten jedes Jahr Milliardenhilfen von internationalen Geldgebern. Sie bekommen dennoch nur schwer Nachwuchs. Außerdem desertieren viele Mitglieder der Sicherheitskräfte.

Reuters
anb/Reuters/AFP