George W. Bush Überraschungsbesuch in Afghanistan

Auf seiner Asien-Reise hat US-Präsident George W. Bush einen überraschenden Zwischenstopp in Kabul eingelegt. Es ist sein erster Besuch in Afghanistan. In Indien kam es schon vor Bushs Ankunft zu Massenprotesten.

US-Präsident George W. Bush stattet auf dem Weg nach Indien Afghanistan einen Kurzbesuch ab. Nach der Landung auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram wurde Bush von seinem afghanischen Amtskollegen Hamid Karsai in Kabul empfangen. Bush und Karsai kamen nach der Begrüßung zu Gesprächen im Präsidentenpalast zusammen. Mehr als vier Jahre nach Beginn des internationalen Kampfes gegen den Terrorismus und dem Sturz der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan ist es der erste Besuch des US-Präsidenten in der Krisenregion.

Bush "hat geholfen, uns zu befreien"

Bei seinem Besuch in Afghanistan hat sich Bush zuversichtlich gezeigt, dass al Kaida-Chef Osama bin Laden noch gefasst wird. "Es ist nicht die Frage ob, sondern wann sie vor den Richter gebracht werden", sagte Bush mit Blick auf bin Laden und Taliban-Anführer Mullah Omar. Bush zeigte sich beeindruckt von den Fortschritten des Landes. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bedankte sich bei den USA und nannte Bush den Mann, "der geholfen hat, uns zu befreien". Eine US-geführte Koalition hatte die radikal-islamischen Taliban, die bin Laden beherbergte, Ende 2001 gestürzt. "Wir machen Fortschritte dabei, al Kaida zu demontieren", sagte Bush. Rebellen wie die Taliban kämpfen in Afghanistan weiterhin gegen die Regierung in Kabul und gegen afghanische sowie ausländische Truppen.

Bush wollte nach CNN-Informationen fünf Stunden in Afghanistan verbringen und dann weiter nach Indien reisen. In Afghanistan wollte er auch mit US-Truppen zusammentreffen. Die USA stellen am Hindukusch mit rund 19.000 Soldaten das mit Abstand größte ausländische Truppenkontingent. Washington will die US-Truppen im unruhigen Süden des Landes schrittweise um rund 3000 Soldaten reduzieren. Dort soll die Internationale Schutztruppe Isaf, die bislang nur im Norden, Westen und in der Hauptstadt Kabul operiert, mehr Verantwortung übernehmen.

Musharraf greift Karsai an

In Islamabad werde er mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf auch das Problem des grenzüberschreitenden Terrors zwischen Pakistan und Afghanistan ansprechen, sagte Bush. Musharraf griff unterdessen Karsai wegen dessen Vorwürfen, dass Extremisten von Pakistan aus Ziele in Afghanistan attackierten, scharf an. "Wir versuchen, unser Haus in Ordnung zu bringen, er sollte an sein Haus denken, anstatt ständig Pakistan zu beschuldigen", sagte Musharraf der britischen BBC. Sollte Karsai der Ansicht sein, Terroristen kämen über die Grenze, sollte er den pakistanischen Vorschlag annehmen, einen Zaun zwischen den beiden Ländern zu bauen und den Grenzstreifen zu verminen.

Musharraf sagte, er erwarte von Bush bei dessen Besuch Druck auf Pakistan, auf Indien und auf die Kaschmirer zur Lösung des Kaschmir- Konflikts. "Er muss all seinen Einfluss geltend machen, dass wir uns an einen Tisch setzen und den Streit lösen." Indien lehnt internationale Vermittlung in dem Konflikt kategorisch ab. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir. Vor zwei Jahren nahmen die beiden Atommächte Friedensverhandlungen auf.

Proteste in Indien

Vor Bushs Ankunft in Indien demonstrierten in der Hauptstadt Neu Delhi zehntausende Muslime gegen den Besuch. Demonstranten riefen "Tod für Bush" und "Geh zurück, Bush". Für Donnerstag haben linke Parteien zu landesweiten Demonstrationen gegen den US-Präsidenten aufgerufen. Die Minderheitsregierung von Premierminister Manmohan Singh ist auf die Unterstützung der linken Parteien angewiesen.

Es ist Bushs erster Besuch in Indien und der erste eines US- Präsidenten, seit Bushs Amtsvorgänger Bill Clinton vor sechs Jahren nach Neu Delhi kam. Im Zentrum der dreitägigen Visite wird die geplante Unterstützung der USA für Indien im zivilen nuklearen Bereich stehen. Lieferungen von Atomtechnologie und -material nach Indien sind seit indischen Atomwaffentests im Jahr 1998 international ausgesetzt. Bush wird auf seiner Südasien-Reise von US- Außenministerin Condoleezza Rice und seiner Ehefrau Laura Bush begleitet. Der Zwischenstopp in Afghanistan auf dem Weg nach Indien war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden.

DPA
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