Eine US-Militärkommission hat den australischen Guantanamo-Gefangenen David Hicks am Freitag wegen Unterstützung des Terrorismus verurteilt. Es war der erste Schuldspruch in einem Kriegsverbrecherprozess in den USA seit dem Zweiten Weltkrieg. Damit stehen dem 31-Jährigen bis zu sieben Jahre Haft bevor. Ein Teil der Haftstrafe kann jedoch zur Bewährung ausgesetzt werden. Diese Obergrenze ist Teil einer Absprache zwischen der Anklage und Hicks' Verteidigung, mit der die Kommission das Schuldbekenntnis des Australiers belohnte. Das genaue Strafmaß soll nun voraussichtlich am Wochenende verkündet werden. Danach wollen die USA Hicks binnen 60 Tagen in seine Heimat schicken, wo er seine Strafe verbüßen soll.
Menschenrechtsgruppen kritisierten das Verfahren
Der Australier musste sich als erster Guantanamo-Häftling vor einer der neu geschaffenen Militärkommissionen verantworten. Diese waren vom US-Kongress eingerichtet worden, nachdem der Oberste Gerichtshof die ursprünglich von Präsident George W. Bush angeordneten Militärtribunale zur Strafverfolgung von Terrorismus-Verdächtigen gestoppt hatte. Menschenrechtsgruppen und Anwälte kritisieren aber auch die Verfahren vor den neuen Kommissionen als unfair.
Hicks war Ende 2001 in Afghanistan festgenommen und Anfang 2002 als einer der ersten Gefangenen im US-"Krieg gegen den Terror" auf den US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba gebracht worden. Zum Prozessauftakt am Montag hatte er überraschend eingeräumt, den Kampf der Extremistenorganisation Al-Kaida gegen die USA in Afghanistan aktiv unterstützt zu haben.
Kämpfte kurze Zeit an der Seite der Taliban
Nach eigener Aussage absolvierte er eine militärische Schulung in einem Ausbildungslager der Gruppe und beteiligte sich Ende 2001 an deren Kampf gegen die US-Truppen in Afghanistan. Nach nur zwei Stunden Kampf habe er aber seine Waffe verkauft und versucht, in einem Taxi nach Pakistan zu fliehen, sagte Hicks vor der Militärkommission. Von den Al-Kaida-Plänen für die Anschläge vom 11. September 2001 habe er nichts gewusst.
Die bis zu sieben Jahre Haft kommen zu den fünf Jahren hinzu, die Hicks - größtenteils ohne Anklage - bereits in Guantanamo verbracht hat. Die Regierung in Canberra ist allerdings mit den USA übereingekommen, dass er seine Strafe in Australien verbüßen darf. Im Gegenzug lässt Hicks jegliche Misshandlungsvorwürfe gegen die US-Regierung fallen, wie Richter Ralph Kohlmann in Guantanamo mitteilte. Außerdem wird eine nicht näher bezeichneter Teil der Strafe wird der Vereinbarung zufolge ausgesetzt.
Hicks klagte über Misshandlungen
Ursprünglich drohte Hicks lebenslange Haft. Hicks, der über Misshandlungen während seiner Zeit im US-Gewahrsam in Afghanistan und in Guantanamo geklagt hatte, erkläre als Teil der Absprache, dass er in US-Gewahrsam "niemals ungesetzmäßig behandelt" worden sei, sagte Richter Kohlmann. Eine weitere Bedingung der Absprache sieht vor, dass Hicks mögliche Einkünfte aus Veröffentlichungen zu seiner Zeit in Afghanistan und seiner Gefangennahme an die australische Regierung abführen muss.