Nach dem Militärputsch im westafrikanischen Staat Guinea-Bissau bemühen sich die neuen Machthaber um die Unterstützung der Parteien. General Verissimo Correia Seabre führte am Montag Gespräche mit den Vorsitzenden der Parteien sowie Vertretern der Kirchen und Gewerkschaften über die Bildung einer Übergangsregierung. Die Parteien sicherten Seabre nach einem Rundfunkbericht zu, ihn bis zu allgemeinen Wahlen als Präsidenten anzuerkennen.
Die Streitkräfte hoben das nach dem Putsch vom Sonntag verhängte nächtliche Ausgehverbot wieder auf. Die Soldaten kehrten in ihre Kasernen zurück, und der Flughafen von Bissau wurde wieder geöffnet. Der Passagierflugverkehr blieb zunächst aber noch eingestellt.
Präsident weiter in Haft
Präsident Kumba Yala blieb zunächst in Haft. Die Junta-Führer erklärten aber, es stehe ihm frei, das Land zu verlassen. Der 1999 gewählte Präsident hatte das Parlament aufgelöst und sich wiederholt gegen Neuwahlen ausgesprochen. Die Offiziere begründeten ihren Putsch mit der Absicht, "die Demokratie zu retten". Yalas Ministerpräsident Mario Pires habe mit einem Bürgerkrieg gedroht, falls die regierende Partei der Sozialen Erneuerung die im Oktober geplante Parlamentswahl verlieren würde.
"Ich werde die Präsidentschaft der Republik übernehmen, bis Wahlen abgehalten werden", hatte Stabschef General Verissimo Correia Seabra nach dem überwiegend gewaltfreien Putsch im portugiesischen Fernsehen angekündigt. Er warf Präsident Kumba Yalla vor, die Verfassung verletzt zu haben. Das Heer habe alle staatlichen Institutionen aufgelöst und an ihrer Stelle ein Militärkomitee eingesetzt, das die Wiederherstellung der Demokratie vorbereiten solle. Einen Termin für Neuwahlen nannte Correia nicht. Guinea-Bissau gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Dort leben 1,3 Millionen Menschen auf einer Fläche etwa so groß wie Baden-Württemberg.
Kolonialmacht Portugal verurteilt Putsch
Im Zentrum der Hauptstadt Bissau patrouillierten Soldaten mit Sturmgewehren und Granatwerfen. Schüsse waren nicht zu hören, die Geschäfte blieben jedoch geschlossen. Die ehemalige Kolonialmacht Portugal verurteilte den Putsch. Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) kündigte die Entsendung einer Delegation an.
Der ehemalige Philosophie-Professor Yalla war im Jahr 2000 durch eine Wahl an die Macht gekommen und hat bereits zwei Putsch-Versuche überstanden. Im November 2002 löste er die Regierung auf, verschob aber die Neuwahlen drei Mal, zuletzt im Juni auf den 12. Oktober. Eine Militärrevolte von 1998 bis 1999 hatte das Land in einen Bürgerkrieg gestürzt und eine Wirtschaftskrise ausgelöst.