Guinea-Bissau Putschisten erschießen Präsident Vieira

Aufruhr in dem westafrikanischen Land Guinea-Bissau: Putschisten haben den Präsidentenpalast mit Raketen und Schusswaffen angegriffen. Nach Angaben aus Lissabon wurde der Staatschef der ehemaligen portugiesischen Kolonie getötet.

Das Militär in Guinea-Bissau hat in einer Kommandoaktion den Präsidenten des westafrikanischen Kleinstaates getötet. Wie portugiesische Medien unter Berufung auf die Streitkräfte und auf die Regierung in der Hauptstadt Bissau berichteten, griffen Militärs in den frühen Morgenstunden des Montags die Residenz von Staatschef João Bernardo Vieira (69) im Stadtzentrum an. Der Präsident habe flüchten wollen und sei dabei erschossen worden.

"Nino" Vieira wurde den Angaben zufolge für den Mordanschlag auf Generalstabschef Batista Tagme Na Wai wenige Stunden zuvor verantwortlich gemacht. Wai war am Sonntag bei einem Bombenattentat auf das Hauptquartier der Streitkräfte getötet worden. Dabei wurden laut Medienangaben auch fünf Menschen verletzt, zwei von ihnen lebensgefährlich. Der Sprecher der Streitkräfte, Zamura Induta, erklärte, Vieira sei einer der Hauptverantwortlichen für den Tod des Generals gewesen. Das Land werde nun vorwärtskommen, da der bisherige Präsident alle Fortschrittsbemühungen blockiert habe.

Offenbar auch Ehefrau getötet

Ein Augenzeuge sagte der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa, er habe den leblosen Körper von Vieira in der Residenz gesehen. Die Streitkräfte hätten nach dem Mord das Haus des Präsidenten geplündert. Andere Augenzeugen schilderten portugiesischen Medien, auch die Ehefrau von Vieira sei getötet worden. Die Lage in Bissau sei chaotisch, durch die Straßen zögen Plünderer, hieß es. Wer in dem Land mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern gegenwärtig das Sagen habe, sei nicht klar.

Die frühere Kolonialmacht Portugal verurteilte beide Anschläge scharf und rief in einem Appell dazu auf, die Verfassung zu respektieren. Angesichts des Chaos' und der Plünderungen berief die Regierung in Lissabon eine Dringlichkeitssitzung der Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Länder (CPLP) ein. Das Krisentreffen der acht Mitgliedsstaaten der CPLP sollte noch am Abend in der portugiesischen Hauptstadt stattfinden.

Vieira war 1980 selbst durch einen unblutigen Putsch an die Macht gekommen und regierte bis 1999. Nach Flucht und Exil zuletzt in Portugal kehrte er 2005 nach Guinea-Bissau zurück und kandidierte für die Präsidentenwahlen. Guinea-Bissau wird seit Jahren von Konflikten zwischen rivalisierenden Gruppen erschüttert. Vieira war erst im November einem Anschlag entkommen. Auch Wai hatte im Januar davon gesprochen, dass er Ziel eines Mordversuchs gewesen sei. Die Attacke sei jedoch vereitelt worden. Bei den Konflikten soll der zunehmende Drogenhandel eine große Rolle spielen. Guinea-Bissau gilt als eines der wichtigsten Transitländer für den Kokainschmuggel von Südamerika nach Europa.

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DPA/AP