Reaktionen auf den Putschversuch in Guinea-Bissau Inakzeptabel, unverantwortlich, respektlos

Die Europäische Union hat die Meuterei von Soldaten in Guinea-Bissau scharf verurteilt.

Die EU hat den Putschversuch in dem westafrikanischen Krisenstaat Guinea-Bissau scharf verurteilt. Das Vorgehen einzelner Militärs stelle einen "inakzeptablen Bruch der verfassungsmäßigen Ordnung dar", erklärte die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton am Donnerstag in Brüssel. Sie rief zur sofortigen Einstellung dieses "unverantwortlichen Verhaltens und vollständige Beachtung der grundlegenden demokratischen Regeln" auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt und appellierte an die politische und militärische Führung des Landes, den Konflikt friedlich zu lösen. Die US-Regierung forderte "so schnell wie möglich" eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung.

Am Donnerstag waren der Regierungschef von Guinea-Bissau, Carlos Gomes Junior, und der Chef der Streitkräfte, Zamora Induta, von Offizieren festgenommen worden. Nach Berichten der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa übernahm Indutas bisheriger Vize, António Indjai, das Kommando. Es kam zu Zusammenstößen zwischen Soldaten und Gomes-Anhängern. Später relativierte Präsident Malam Bacai Sanhá die Ereignisse und sprach von einer "Meinungsverschiedenheit unter Militärs". Zu Journalisten sagte das Staatsoberhaupt: "Wir werden arbeiten, um die Lage zu beruhigen und das bestehende Problem zu lösen".

Nach Berichten von Lusa wurde Gomes Junior zunächst zusammen mit Induta im Hauptquartier der Streitkräfte festgehalten. Später sei er in sein Büro gefahren worden und dort mit Regierungsmitgliedern und Militärs zusammengetroffen. Er soll weiter unter Hausarrest stehen.

Indjai hatte damit gedroht, den Regierungschef zu ermorden, wenn die Proteste gegen seine Festnahme nicht beendet würden. "Sagt dem Volk, es soll die Straßen räumen und nach Hause gehen. Sonst töte ich Cadogo (Rufname von Gomes Junior)", sagte er vor Journalisten. Vor dem Regierungspalast und dem Haus von Gomes Junior in Bissau protestierten hunderte Anhänger des Ministerpräsidenten. "Wir wollen keinen Putsch mehr" und "Wir sterben für dich", skandierten sie nach Augenzeugenberichten. Die Demonstranten attackierten die Soldaten mit Steinen und Stöcken. Warnschüsse in die Luft hätten nur die wenigsten abgeschreckt, hieß es.

Die frühere portugiesische Kolonie Guinea-Bissau ist politisch instabil und war in den vergangenen Jahren wiederholt Schauplatz von Kämpfen, Staatsstreichen und politischen Morden. Im März 2009 waren der damalige Staatschef João Bernardo Vieira und der damalige Generalstabschef Tagmé Na Waié getötet worden. Die UNO sieht in Guinea-Bissau eines der wichtigsten Transitländer für den Drogenhandel von Südamerika nach Europa.

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DPA, AFP