Unter dem Schutz der UN- Stabilisierungstruppe Minustah haben die Haitianer zum ersten Mal seit sechs Jahren ein neues Parlament und einen Präsidenten gewählt. Trotz des Todes von vier Menschen und Rangeleien vor einigen Wahllokalen berichteten haitianische Medien von einem guten und ruhigen Verlauf des Urnengangs. Chaos entstand vor einigen Wahllokalen, die mit erheblicher Verspätung geöffnet wurden. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Aussagekräftige Wahlergebnisse werden erst in einigen Tagen erwartet.
Der Chef der UN-Mission in Haiti, Juan Gabriel Valdes, und der Generalsekretär der Organisation der Amerikanischen Staaten, Jose Miguel Insulza, bezeichneten die Wahlen als Erfolg. Die Mehrheit der Haitianer habe von ihrem demokratischen Recht Gebrauch gemacht und ihre Stimme abgegeben, sagten sie vor der Presse in Port-au-Prince. Dies sei ein außerordentlicher Tag in der Geschichte ganz Lateinamerikas.
"Wir haben getan, was möglich ist", sagte Übergangspräsident Gerald Latortue nach der Wahl angesichts der teilweise chaotischen Zustände. Seine Regierung war erst Anfang Januar von den Vereinten Nationen gezwungen worden, die mehrmals verschobenen Wahlen am 7. Februar abzuhalten.
Zwei ältere Wähler hatten im Gedränge vor Wahllokalen in Port-au- Prince Herzattacken erlitten. Nach Angaben des Senders Radio Metropole starben zwei weitere Menschen bei einer Auseinandersetzung in einem Dorf, wo ein Polizist im Handgemenge einen Bürger erschoss. Daraufhin habe die Menge den Polizisten gelyncht. In einem anderen Ort kam ein Mann bei einem Unfall vor einem Wahllokal zu Tode, wie Radio Metropole weiter berichtete.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
"Die Wahlen sind insgesamt gut und friedlich verlaufen", sagte der Generaldirektor und Chefredakteur von Radio Metropole, Richard Widmaier. Nach dem Tod des ersten Haitianers am Morgen in einem Wahllokal im Stadtteil Delmas von Port-au-Prince hatte die UN- Mission die Sicherheit rund um die Wahllokale im Zentrum der Hauptstadt verstärkt.
Um das Amt des Präsidenten hatten sich 33 Kandidaten beworben. Die besten Chancen werden dem Aristide-Vertrauten und Ex-Präsidenten René Préval, dem weißen Unternehmer Charles Henry Baker und dem früheren Präsidenten und Rechtsprofessor Leslie Manigat eingeräumt. Außerdem wurden die 80 Abgeordneten und 30 Senatoren des Parlaments gewählt.
Die Wahlen wurden von den 7500 Soldaten, 1700 Polizisten und mehreren hundert Zivilangestellten der UN-Stabilisierungstruppe gesichert. Außerdem verfolgten 1500 Wahlbeobachter aus aller Welt und über 600 internationale Journalisten den Urnengang.