Hinter der Geschichte Wie unsere Reporter seit dem 7. Oktober aus Israel berichten

Hinter der Geschichte: Wie unsere Reporter seit dem 7. Oktober aus Israel berichten
© Stern-Montage: Fotos: Kobi Wolf / stern; Yoray Liberman / stern
Ein Jahr tobt der Krieg schon in Nahost. Wie berichtet man über das Unvorstellbare – und welcher innere Konflikt lässt sich für unsere Reporter bis heute nicht auflösen? 

Bereits 48 Stunden nach dem Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel saß stern-Reporterin Katharina Kunert auf einem der wenigen noch verfügbaren Flugzeugplätze in den Nahen Osten. Weil alle Routen nach Tel Aviv entweder gekappt oder ausgebucht waren, reiste sie über das jordanische Akaba ein. 

Kollege Fabian Huber folgte ihr wenige Tage später – auch er über Umwege. Seine Maschine kreiste vor dem Landeanflug auf Israel eine halbe Stunde lang über dem Mittelmeer, weil unten, auf dem Boden, gerade der Luftalarm dröhnte. 

Seither reisen beide für den stern immer wieder ins Konfliktgebiet, berichten aus den Kibbuzim in Sichtweite zu Gaza, von Israels zweiter Front an der Nordgrenze zum Libanon, von den demonstrierenden Geiselfamilien in Tel Aviv und den Verwerfungen in der israelischen Politik. 

Immer wieder mit all dem Leid und der Trauer konfrontiert zu werden, geht auch an den beiden Reportern nicht spurlos vorbei. "Wenn man arbeitet, hat man natürlich eine andere Brille auf als als Privatperson. Aber ich habe Bilder gesehen, die mich bis heute nicht loslassen", sagt Kunert und meint damit vor allem die blutgetränkten Tatorte des 7. Oktober. 

Huber ist vor allem das Schabbat-Essen mit einer Tel Aviver Familie in Erinnerung geblieben. Der Familienvater erzählte ihm von seinem Sohn, der nun plötzlich Angst vor seinen arabischen Freunden habe. "Mich hat das emotional sehr getroffen", sagt Huber. "Zu spüren, wie sich dieser Konflikt auf das Gehirn eines zwölfjährigen Jungen überträgt." 

Auch aus Gaza würden die beiden gerne berichten. Doch Israel riegelt den Küstenstreifen weiterhin für internationale Medien ab. "Man hat den Eindruck, dass man diesem Krieg nicht gerecht wird. Da kämpft man schon mit Gewissensbissen", erzählt Huber. Als Ausweg bleibt nur die wackelige Mobilfunkleitung zu Zivilisten und Helfern im Kriegsgebiet. Oder Reisen ins Westjordanland. Kunert hat auch dort festgestellt: "Der Hass steigt extrem."