Auch am zweiten Tag nach dem schweren Seebeben im Indischen Ozean haben Rettungskräfte auf den indonesischen Inseln Nias und Simeulue die Suche nach Überlebenden und Leichen fortgesetzt. Wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete, bestätigten die indonesischen Behörden auf Nias 330 und auf Simeulue 100 Tote. Es werde jedoch befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird. Laut dem indonesischen Roten Kreuz sei zu befürchten, dass sich die Zahl der Todesopfer allein auf Nias auf mehr als 1000 belaufen wird.
Tausende ohne Strom und Wasser
Die Region war bereits nach dem Seebeben vom 26. Dezember von einer verheerenden Flutwelle verwüstet worden. Die Erdstöße mit einer Stärke von 9,0 hatten damals eine gewaltige Flutwelle ausgelöst. Rund 300.000 Menschen starben in den Ländern am Indischen Ozean. Diesmal lag das Epizentrum vor der Insel Nias westlich von Sumatra und damit ganz in der Nähe des Epizentrums des Bebens vom Dezember. Zwar erreichten die Erdstöße auf der Richterskala wieder eine Stärke von 8,7, doch die gefürchteten Tsunamis blieben diesmal aus.
Wegen des schlechten Wetters und eines zerstörten Flughafens in der Stadt Sitoli konnten Rettungskräfte erst spät zur Insel vordringen. Aus Furcht davor, dass das Nachbeben die verbliebenen Gebäude zum Einsturz bringen könnten, verbrachten Tausende Menschen die Nacht trotz des Regens im Freien. Tausende sind nach Angaben von Helfern ohne Trinkwasser. Straßen und Stromleitungen sind beschädigt. In einer Moschee seien Leichen aufgebahrt. Verletzte würden auf einem Fußballfeld behandelt, andere mit Hubschraubern ausgeflogen.
Das Problem ist die Logistik
Während die Bewohner der Stadt Gunung Sitoli auf der Insel Nias in den Trümmern weiter nach Überlebenden suchen, laufen die internationalen Hilfsbemühungen bereits an. Das indonesische Militär brachte Hilfsgüter und Rettungskräfte mit Hubschraubern und Kriegsschiffen in die betroffenen Gebiete. Ein Rot-Kreuz-Team mit Ärzten und Sanitätern flog nach Nias. Japan kündigte an, Notärzte sowie Hilfsgüter im Wert von 108.000 Euro zu entsenden. Australien wollte zwei Militärtransporter vom Typ Hercules C-130 mit Hilfsgütern in die Krisenregion schicken, wie die Behörden mitteilten. Zudem nahm ein Transportschiff der australischen Marine Kurs auf Sumatra. Australien hat zudem zugesagt, ein Feldhospital, medizinische Teams und umgerechnet rund 600.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Die USA prüften nach Angaben von Präsident George W. Bush Hilfseinsätze für das Erdbebengebiet. Auch Deutschland hat Indonesien Unterstützung angeboten.
Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, John Budd, erklärte jedoch: "Das Problem ist, überhaupt in das Katastrophengebiet zu gelangen." Auch der Gouverneur der Provinz Nord-Sumatra, Rizal Nurdin bestätigt, dass das größte Problem nun die Logistik sei. Wie nach dem schweren Seebeben im Dezember fehle es an logistischen Hilfen wie etwa Treibstoff.