Interview Bush zeigt Verständnis für deutsches Nein zum Irak-Krieg

George W. Bush ließ sich das erste Mal für eine deutsche Zeitung interviewen. Mit versöhnlichen Worten beteuerte er sein Verständnis für die Weigerung Deutschlands, den Irak-Krieg zu unterstützen. Und outet sich als Fußball-Laie.

In einem Interview der "Bild am Sonntag" sagte Bush auf die Frage, ob die USA sich von den Deutschen im Krieg gegen Saddam Hussein im Stich gelassen fühlten: "Ich habe langsam erkannt, dass es in der Natur der deutschen Bevölkerung ist, dass sie Krieg verabscheuen." Die Deutschen würden einfach keinen Krieg mögen, egal, wo sie sich auf dem politischen Spektrum befänden. "Und das kann ich auch verstehen", sagte der Präsident. Es gebe eine Generation von Menschen, deren Leben wegen eines schrecklichen Krieges völlig aus den Fugen geraten sei.

Mit Blick auf den Irak-Krieg sagte er der Zeitung, er habe seine Entscheidung damals in dem vollen Bewusstsein getroffen, dass man Bedrohungen begegnen müsse, bevor sie Realität würden. Er zeigte sich dankbar für die Unterstützung der Bundesregierung bei der Hilfe beim Wiederaufbau sowie für den vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder erwirkten Schuldenerlass. "Alle diese Gesten sind bedeutend", sagte Bush. Er zeigte sich überzeugt, dass der Krieg sich noch als Erfolg herausstellen wird. "Oh ja, das wird absolut ein Erfolg", sagte er. 12 Millionen Menschen, die unter einem brutalen Tyrannen gelebt hätten, gingen nun wählen, ergänzte er.

Ahmadinedschad "sehr ernst zu nehmen"

In der Iran-Politik bekräftige Bush gegenüber dem Blatt, dass für ihn auch weiterhin ein militärisches Eingreifen gegen die Islamische Republik eine Option bleibe, zeigte sich aber zuversichtlich, den Atom-Konflikt diplomatisch lösen zu können. "Aber alle Optionen müssen auf dem Tisch liegen", sagte er. An die Staatengemeinschaft appellierte er, die Drohungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gegenüber Israel "sehr ernst zu nehmen". "Wenn er sagt, er will Israel zerstören, dann muss die Welt dies sehr ernst nehmen. Das ist eine ernsthafte Bedrohung, die sich gegen einen Verbündeten der USA und Deutschlands richtet. Ahmadinedschad meint aber auch: Wenn er bereit ist, schon ein Land zu zerstören, dann wäre er bereit, auch andere Länder zu zerstören. Dies ist eine Drohung, mit der man sich auseinandersetzen muss. Dies ist ein wichtiger Moment, in dem die Welt zusammenkommen und sich damit diplomatisch auseinandersetzen sollte - damit der nächste, der glaubt, er könne jemanden bedrohen, begreift: Er wird eine eindrucksvolle Antwort erhalten."

"Wo ich herkomme, wurde Fußball nicht gespielt"

Im Bezug auf Fußball outete sich US-Präsident George W. Bush als Laie. Die Weltmeisterschaft in Deutschland im Sommer ist für ihn aber dennoch das "wichtigste Sportereignis". "Als Junge habe ich nie ein Fußballspiel gesehen. Wo ich herkomme, wurde Fußball nicht gespielt. Es gab diesen Sport einfach nicht", sagte Bush. "Es gibt eine Generation von Amerikanern, die wirklich keine Fußball-Fans sind", sagte der Texaner.

Bei der WM werde er "natürlich" dem US-Team die Daumen drücken. Großes Vertrauen in die Auswahl hat der Präsident offenbar nicht. "Aber wer weiß, ob es gut genug ist, zu gewinnen? Aber eines weiß ich sicher: Sie werden bestimmt ihr Bestes geben."

Den Fußball sieht Bush in seinem Land gerade bei den jungen Menschen im Kommen. "Es gibt aber eine Generation, die mit Fußball groß geworden ist. Bei denen gibt es natürlich ein großes Interesse an der WM. Und manche von uns älteren Burschen fangen jetzt an zu verstehen, wie wichtig die WM für die ganze Welt ist", sagte Bush. Gastgeber Deutschland sprach er vorab ein Lob aus. "Ich bin mir sicher, dass die Deutschen ihre Sache prächtig machen werden und die Menschen aus aller Welt willkommen heißen."

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Reuters/DPA