Irak Italienische Geisel getötet

In Irak ist erstmals eine ausländische Geisel von Aufständischen hingerichtet worden: Es handelt sich um einen der vier am Montag entführten Italiener. Unterdessen wurden drei japanische Geiseln wieder freigelassen.

Mit der Hinrichtung einer italienischen Geisel haben irakische Entführer ihre grausamen Drohungen erstmals wahr gemacht. Die Regierung in Rom bestätigte in der Nacht zum Donnerstag, dass einer von vier am Montag entführten Italienern getötet worden sei. Dem arabischen Sender El Dschasira war ein Video zugespielt worden, auf dem die Ermordung des Mannes zu sehen ist. Eine Gruppe namens Grünes Bataillon drohte in einer Erklärung an, auch die drei verbliebenen Geiseln zu töten, falls die USA ihre Truppen nicht abzögen.

In einer ersten Reaktion gab sich der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi entschlossen, sich der Erpressung der Entführer nicht zu beugen. "Sie haben einem Leben ein Ende gemacht", sagte er. "Aber sie haben weder unsere Werte noch unser Bemühen um Frieden beeinträchtigt." Die Kidnapper forderten auf dem Band weiter die Freilassung in Irak inhaftierter Kleriker und eine Entschuldigung Berlusconis. Es war die erste bekannt gewordene Hinrichtung eines entführten Ausländers in Irak. Insgesamt sind mehr als 20 Ausländer in der Gewalt irakischer Kämpfer.

Identität bestätigt

Der italienische Botschafter in Katar habe das Video gesehen und bestätigt, dass es sich bei dem Opfer um den entführten Fabrizio Quattrocchi handele, erklärte Außenminister Franco Frattini. Quattrocchi habe wie zwei weitere der Entführten für eine in den USA ansässige Sicherheitsfirma gearbeitet. Seine Regierung werde "das Mögliche und Unmögliche" tun, um die drei anderen Italiener zu retten, betonte Frattini.

Berlusconi kündigte die Entsendung eines Diplomaten an, der sich um die Befreiung der verbliebenen Geiseln bemühen soll. Der Aufenthaltsort der Männer ist jedoch nicht bekannt. Italien hat rund 3.000 Soldaten und paramilitärische Sicherheitskräfte in Irak stationiert.

Zwei weitere Japaner entführt

Derweil wurden offenbar zwei weitere Japaner als Geiseln genommen. Außenministerin Yoriko Kawaguchi sagte am Donnerstagmorgen, entsprechende Medienberichte seien zwar bislang nicht bestätigt. Dennoch sehe es so aus, als seien zwei weitere Japaner gekidnappt worden. Seit vergangener Woche befinden sich schon drei Japaner in der Hand von Aufständischen. Diese drohten mit der Ermordung ihrer Geiseln, sollte Tokio seine Truppen nicht abziehen.

Die Gewalt in der von US-Truppen belagerten Stadt Falludscha entbrannte aufs Neue. Mehr als hundert Aufständische attackierten ein gepanzertes Fahrzeug mit Panzerfäusten und Handgranaten. Die rund 20 angegriffenen Marineinfanteristen konnten in ein nahe stehendes Gebäude flüchten und wurden nach Stunden von einem Rettungsteam mit vier Panzern in Sicherheit gebracht. US-Kampfflugzeuge vom Typ AC-130 beschossen mutmaßliche Aufständische.

Truppen werden nicht verringert

21.000 US-Soldaten werden wegen der angespannten Lage in Irak nicht wie geplant in diesem Monat abgezogen, wie das Verteidigungsministerium in Washington bekannt gab. Die Truppen sollen weitere drei Monate in Irak bleiben.

Moskau leitete am Donnerstag die Evakuierung hunderter Bürger aus Russland und anderen GUS-Staaten ein. Russen, die entgegen den Empfehlungen in Irak bleiben wollen, müssen den Angaben der russischen Botschaft in Bagdad zufolge eine Erklärung unterzeichnen, dass sie die Risiken in Kauf nehmen.

AP · DPA
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