Bagdad zerstört weitere Raketen
Ungeachtet der fortgesetzten Zerstörung irakischer Kurzstreckenraketen geht der Truppenaufmarsch der USA in der Golfregion weiter. Am Montag lief der amerikanische Flugzeugträger "USS Nimitz" mit acht weiteren Kriegsschiffen vom kalifornischen Hafen San Diego in Richtung Persischer Golf aus. Die "Nimitz" hat 5500 Mann Besatzung und 70 F/A-18-Kampfflugzeuge an Bord. Am Montag hatte Bagdad weitere acht Kurzstreckenraketen vom Typ Al-Samoud-2 zerstört. Die USA bekräftigten allerdings, dass die Raketenverschrottung nicht ausreiche. "Das ist keine echte Abrüstung", sagte Präsidentensprecher Ari Fleischer.
An Bord des Flottenverbandes um den Flugzeugträger "Nimitz" befinden sich rund 8000 Soldaten und Seeleute. Wenn sie ihr Zielgebiet in etwa einem Monat erreicht haben wird, soll sie eine der fünf Flugzeugträger-Gruppen ablösen, die sich dort bereits befinden. Die fünf Gruppen verfügen insgesamt über mehr als 350 Kampfflugzeuge, die in einem Krieg gegen den Irak eingesetzt werden könnten.
Wie US-Medien berichteten, sind in der vergangenen Woche außerdem weitere 60 000 US-Soldaten zum Persischen Golf abkommandiert worden. Dazu gehören Einheiten aus Texas, Louisiana und Deutschland. Sie würden nicht vor Ende April am Golf erwartet, hieß es.
US-Regierung: Irak-Invasion auch ohne Türkei möglich
Nach Worten von Präsidentensprecher Fleischer hofft die US- Regierung weiterhin, dass im Fall eines Krieges auch die Türkei einer Stationierung amerikanischer Truppen zustimmen wird. Die USA könnte einen Krieg gegen den Irak aber auch ohne Unterstützung der Türkei gewinnen. Das bisherige Nein des Parlaments in Ankara zu einer amerikanischen Invasion von türkischem Boden aus sei eine "Überraschung und Enttäuschung" gewesen, sagte er. Jedoch sei "Plan B" ebenfalls durchführbar. "Welche Route auch immer eingeschlagen wird, die militärische Mission wird erfolgreich sein."
Nachdem die Iraker am Wochenende erst vier und dann noch einmal sechs Samoud-2-Raketen zerstört hatten, seien am Montag acht weitere Raketen vernichtet worden, teilte das Informationsministerium in Bagdad mit. Insgesamt hat der Irak rund 120 Raketen dieses Typs, deren Verschrottung UN-Chefwaffenkontrolleur Hans Blix wegen zu großer Reichweite ultimativ verlangt hatte.
Fleischer meinte dazu: "Wir haben keine vollständige, totale und sofortige Abrüstung gesehen. Wir haben nichts gesehen, was der UN- Sicherheitsrat gefordert hat." Der Irak zerstöre lediglich Waffen, deren Existenz er anfangs geleugnet habe. "Wie sollen wir wissen, ob es nicht die Mutter aller Ablenkungs- und Täuschungsmanöver ist?" Fleischer unterstrich, dass dem Irak Wochen und nicht Monate blieben, US-Präsident George W. Bush aber unverändert keine Entscheidung über den Einsatz kriegerischer Mittel getroffen habe.
Die am Sonntag begonnenen Expertengesprächen zwischen UNMOVIC- und irakischen Fachleuten über die mengenmäßige Nachweisbarkeit früherer einseitiger Waffenzerstörungen durch den Irak wurden vorerst unterbrochen. "Der Irak wird in ungefähr einer Woche einen detaillierteren Bericht vorlegen", erklärte UNMOVIC-Sprecher Hiro Ueki. Dabei geht es unter anderen um mehrere Tonnen Milzbrand- Lösungen und VX-Nervengift, welche der Irak 1991 einseitig vernichtet haben will.
UN-Kontrolleure besuchten am Montag unter anderem einen militärischen Sprengplatz in El Asisiya, 100 Kilometer südlich von Bagdad. Dort hat der Irak nach eigenen Angaben vor zwölf Jahren 157 Fliegerbomben, die mit biologischen Kampfstoffen gefüllt waren, vernichtet.