Irak-Krieg Wie die Husseins das US-Militär narrten

Saddam Hussein und seine Söhne sollen sich noch eine Woche nach dem Fall Bagdads in der Hauptstadt aufgehalten haben - berichtet Udais Ex-Leibwächter. Sie seien in unauffälligen Autos von einem zum anderen "sicheren" Haus gefahren.

Nach dem Tod seiner Söhne Udai und Kusai hat die US-Armee ihre Suche nach dem verschwundenen Diktator Saddam Hussein weiter intensiviert. Nach Angaben des arabischen TV-Senders El Dschasira griffen US-Soldaten im Morgengrauen ein Haus in der westirakischen Stadt Falludscha an, weil sie Saddam dort vermuteten. Gleichzeitig erlaubten sie Journalisten in Bagdad, die Leichen der Söhne selbst in Augenschein zu nehmen, um letzte Zweifel an ihrem Tod auszuräumen.

Der kurdische Vize-Gouverneur von Mosul, Ibrahim Arafat, erklärte unterdessen, die Amerikaner glaubten, dass sich Saddam Hussein auch in dieser nordirakischen Stadt verborgen halten könnte. Der gestürzte Machthaber verstecke sich mit Hilfe von Stämmen, an die er Geld verteile, sagte Arafat in einem Interview der türkischen Zeitung "Hürriyet". In Mosul waren Udai und Kusai am Dienstag bei der Erstürmung eines Hauses vom US-Militär getötet worden.

Zweifel der Iraker

Die US-Armee erlaubte am Freitag mehreren Journalisten in Bagdad, die Leichen der für ihre Grausamkeit berüchtigten Saddam-Söhne selbst in Augenschein zu nehmen, nachdem am Tag zuvor Bilder der Leichen veröffentlicht worden waren. Der Korrespondent des arabischen TV-Senders El Dschasira sagte nach Betrachten der Leichen, er selbst gehe nun davon aus, dass es sich bei den Getöteten um die Söhne des Ex-Präsidenten handele, obwohl die Leichen durch Schusswunden stark entstellt seien. Auch nach der Veröffentlichung der Bilder hatten viele Iraker Zweifel an der Identität der Getöteten geäußert.

Die Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete, bei der Identifizierung der Leichen von Udai und Kusai hätten den Amerikanern auch Saddam Husseins Halbbrüder Watban und Barsan Ibrahim el Tikriti geholfen. Auch der ehemalige irakische Außenpolitiker Tarik Asis und Saddam Husseins Privatsekretär Abid Hamid el Tikriti hätten die Toten begutachtet. US-General Ricardo Sanchez hatte am Mittwoch erklärt, vier frühere Regimegrößen, die sich in US-Gewahrsam befänden, hätten die Identität unabhängig voneinander bestätigt.

Von einem Haus ins nächste

Nach Angaben eines ehemaligen Leibwächters von Udai sollen sich Saddam Hussein und seine beiden Söhne mindestens noch eine Woche nach dem Fall Bagdads in der irakischen Hauptstadt aufgehalten haben. Der Ex-Leibwächter berichtete der "Times" in einem am Freitag erschienen Interview, alle drei hätten zunächst in Bagdad ausgeharrt, weil sie überzeugt gewesen seien, die Stadt halten zu können. Alle Versuche der US-Truppen, sie zu fassen, seien gescheitert, weil die Husseins von einem Haus ins nächste gezogen seien, sagte der 28-jährige, der namentlich nicht genannt wurde.

Nach dem Fall von Bagdad am 9. April seien sie im Vorort Adhamija noch in aller Öffentlichkeit zum Gebet in einer Moschee erschienen. Dort habe Saddam gesagt: "Ich habe meinen Kommandeuren vertraut, aber sie sind Verräter und sie haben den Irak verraten. Aber wir hoffen, in nicht allzuferner Zukunft wieder an der Macht zu sein." Die drei seien "unter den Augen der Amerikaner" ungehindert in unauffälligen Autos von einem zum anderen "sicheren" Haus gefahren. Udai habe ihn letztlich entlassen, als er sich auf den Weg in den Norden gemacht habe, um dort den Widerstand zu organisieren. "Sie nahmen nur ihre Angehörigen mit, sie trauten niemandem mehr", sagte der Mann.

US-Razzia in Falludscha

El Dschasira interviewte am Freitag einen Mann in Falludscha, der erklärte, Dutzende von Soldaten hätten sein Haus bei ihrer Suche nach Saddam Hussein erst mit Panzern umstellt und dann angegriffen. Sie hätten ihm später gesagt, dass sie den verschwundenen Ex-Präsidenten in seinem Haus vermutet hätten. Verletzt worden sei bei dem Angriff niemand. Der Sender zeigte Bilder eines verwüsteten Wohnhauses.

DPA