Am Samstag hat ein Selbstmordattentäter im kurdischen Nordes des Irak acht Menschen in den Tod gerissen. Der Täter zündete den an seinem Gürtel befestigten Sprengstoff vor einer Polizeiwache in Chanakin nahe der iranischen Grenze, wie die irakische Polizei erklärte. Unterdessen beschossen Aufständische Wahllokale in acht irakischen Städten.
Südlich von Bagdad wurden amerikanische Soldaten und irakische Polizisten vor Wahllokalen angegriffen. Wie die US-Streitkräfte mitteilten, errichteten die Truppen Betonbarrieren zum Schutz der Wahllokale bei Iskandarija. Ob es Verletzte gab, war zunächst nicht bekannt. Angriffe auf Wahllokale wurden auch aus Doku im Norden und Basra im Süden gemeldet.
Westlich der Hauptstadt wurden in der Rebellenhochburg Ramadi fünf Iraker tot aufgefunden. Ihre Hände waren zusammengebunden, eine Leiche war enthauptet worden. Aufständische hatten den Männern vorgeworfen, mit den US-Truppen zu kooperieren. Bei einem Angriff auf eine Kaserne der Nationalgarde in Suwajrah in der Mitte des Landes wurde ein irakischer Soldat getötet, wie die polnischen Streitkräfte mitteilten.
Angst vor weiteren Anschlägen
Extremisten haben wiederholt mit Anschlägen vor und während der Parlamentswahl gedroht. Erst am Freitagabend wurden in der nordirakischen Stadt Beidschi Bombenanschläge auf vier Schulen verübt, die als Wahllokale dienen.
Die amerikanischen und irakischen Truppen haben für die Wahl strenge Sicherheitsvorkehrungen angeordnet, darunter die Schließung der Landesgrenzen und des Flughafens von Bagdad sowie die Ausweitung des Ausgehverbots. Trotzdem verschwanden in Basra mehrere hundert Polizeiuniformen, mit denen Aufständische Kontrollen umgehen könnten.
Wahlbeteiligung spannendste Frage
Ungeachtet der anhaltenden Gewalt erwartet die irakische Übergangsregierung nach Angaben eines Kabinettsmitglieds eine Wahlbeteiligung von 70 Prozent. Staatsminister Mahmud Farhad Othman sagte in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung", im überwiegend von Schiiten bewohnten Süden und in den Kurdengebieten im Norden des Landes seien 90 Prozent der Wahlberechtigten zur Stimmabgabe bereit. Im so genannten sunnitischen Dreieck und in Mossul werde die Beteiligung dagegen voraussichtlich unter 40 Prozent liegen. Viele Sunniten wollen die Wahl boykottieren.
Auch der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte für den Irak und Afghanistan, General John Abizaid, äußerte sich hinsichtlich der Wahlbeteiligung optimistisch. Die Iraker wüssten um die Bedeutung der Wahl, sagte Abizaid. Selbst in den vier unsichersten Provinzen "werden große Teile der sunnitischen Gemeinde teilnehmen in der Hoffnung, dass die Zukunft besser wird". Dem widersprach ein Sprecher der irakischen Wahlkommission in der sunnitischen Provinz Salaheddin. Er rechne damit, dass angesichts der zu erwartenden Gewalt eine Stimmabgabe in den Städten Beidschi, Dur und Samarra nicht möglich sein werde, sagte Chalaf Mohammed Salih.