Bei zwei neuen Bombenanschlägen im Irak sind am Samstag mindestens acht Iraker und drei amerikanische Soldaten getötet worden. Die Iraker kamen nach einem Bericht des arabischen TV-Senders El Dschasira bei einer Explosion in der nordirakischen Stadt Mosul ums Leben. 45 weitere seien verletzt worden. Das US-Militär bestätigte zwar einen Autobombenanschlag in Mosul, machte aber keine Angaben über mögliche Opfer.
Bei einem Anschlag auf einen US-Konvoi 40 Kilometer südwestlich der Stadt Kirkuk wurden drei amerikanische Soldaten getötet. Ein Sprengsatz sei unter ihrem Fahrzeug explodiert, sagte ein Sprecher des US-Kommandos in Bagdad.
Der neue NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hält eine größere Rolle der Allianz im Irak nach Übergabe der Macht an eine souveräne irakische Regierung für möglich. Es sei wichtig, dass der politische Prozess im Irak weitergehe, sagte De Hoop Scheffer am Freitag (Ortszeit) nach einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush im Weißen Haus. Das habe er auch Bush bedeutet.
Wenn es bis zum 1. Juli wie geplant eine souveräne irakische Regierung gebe, «und wenn diese Regierung die NATO um eine größere Rolle ersuchen würde, dann bin ich sicher, dass die Allianz gewiss reagieren würde und positiv reagieren könnte», sagte De Hoop Scheffer wörtlich. Aber man müsse zunächst die Sache «Schritt für Schritt» angehen und sehen, wie die politischen Entwicklungen vorankämen. Die NATO unterstütze bereits die multinationale Division im mittleren Irak.
Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker übte Kritik an der US- Regierung und dem Angriff gegen den Irak. Der Irak-Krieg habe «terroristische Aktivitäten nicht eliminiert, sondern an vielen Orten eher verstärkt», sagte von Weizsäcker am Samstag laut Redetext bei einem Kongress zu «Frieden und Gewaltlosigkeit» in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Diese Entwicklung sei unglücklich, aber vorhersehbar gewesen.
Nach dem 11. September 2001 sei der Eindruck gewachsen, dass die US-Regierung sich ermutigt gefühlt habe, eine unilaterale Politik zu verfolgen, die schon vor den Terroranschlägen von New York und Washington begonnen habe. Die USA hätten vor dem Angriff auf den Irak die Möglichkeiten von Inspektionen und Verhandlungen nicht genutzt und mit «unbewiesenen Gerüchten über Massenvernichtungswaffen im Irak» argumentiert, sagte von Weizsäcker.
Der frühere Chef der UN-Waffeninspekteure im Irak, Rolf Ekeus, ist «überhaupt nicht überrascht», dass die Suche nach Massenvernichtungswaffen dort bisher ohne Erfolg geblieben ist. «Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir nicht an die Existenz von Mengen an chemischen und biologischen Waffen geglaubt haben», sagte Ekeus in einem Interview mit dem BBC-Rundfunk.
Die Bedenken der Inspekteure hätten sich vielmehr auf die Entwicklung von Produktionsmöglichkeiten durch Saddam Hussein konzentriert, sagte Ekeus. Nach seiner Einschätzung war der Ex- Diktator jedoch eine «Gefahr für die Region.» Wegen seines Strebens nach Dominanz in der Golf-Region und der Feindschaft mit dem Nachbarn Iran habe Saddam die Entwicklung eigener Fähigkeiten zur Waffenherstellung verfolgt.