Der deutsche Staatsbürger Jamshid Sharmahd wurde im Iran Ende April in letzter Instanz zum Tode verurteilt. Vor wenigen Tagen hat er sich bei seiner Familie in Los Angeles gemeldet. Dies könnte der "Abschiedsanruf" kurz vor seiner Hinrichtung gewesen sein, so fürchtet seine Tochter Gazelle. Wie beurteilen Sie Sharmahds Lage?
Wir müssen davon ausgehen, dass es keine Möglichkeit gibt, Herrn Sharmahd über einen Deal herauszuholen.
Das iranische Regime ist berüchtigt dafür, mit ausländischen Gefangenen als Faustpfand Zugeständnisse erpressen zu wollen. Warum nicht auch in diesem Fall?
Der Fall ist meiner Ansicht nach nicht Bestandteil der iranischen Geiseldiplomatie. Bei der Geiseldiplomatie geht es in der Regel um Zufallsopfer, die das Regime in Teheran unter fadenscheinigen Vorwänden wie Spionage deshalb festhält, weil sie westliche Staatsbürger sind und um Zugeständnisse ihrer Heimatländer zu erpressen. Im Fall Sharmahd ist es so, dass er in Teheran als wichtiger, ernst zu nehmender Dissident gilt. Die Person und die Organisation, zu der er gehört, werden vom Regime in Teheran als Gefahr angesehen. Das hat wenig mit Schuld oder Unschuld zu tun. Tondar ist eine eher kleine, traditionell-nationalistische Dissidenten-Gruppierung, die sich auf die historische persische Monarchie weit vor dem 20. Jahrhundert bezieht. Ob sie tatsächlich Attentate verübte, wie die iranische Justiz ihr vorwirft, ist unklar. Den Fall Sharmahd hat die Staatspropaganda jedenfalls ausgiebig ausgeschlachtet.