Fünf Tage vor der Präsidentenwahl im Iran sind bei Bombenanschlägen in der Hauptstadt Teheran und im Südwesten des Landes mindestens acht Menschen getötet und 75 verletzt worden. Vier Bomben detonierten am Sonntag innerhalb von zwei Stunden in Ahvas, der Hauptstadt der teilweise arabisch-sprachigen Provinz Chusestan. Die Anschläge galten dem Amtssitz des Gouverneurs der südlichen Provinz sowie zwei weiteren Regierungsgebäuden und einem Wohnhaus für Mitarbeiter der staatlichen Medien.
Kein Bekennerschreiben
Stunden später explodierte in einem belebten Geschäftsviertel im Zentrum Teherans ein in einem Müll-Container versteckter Sprengsatz und riss einen Menschen in den Tod. Ob die Taten zusammenhingen, blieb zunächst unklar. Es lagen auch keine Bekennerschreiben vor. Wegen verschärfter Sicherheitsvorkehrungen ist es in den vergangenen Jahren in dem moslemischen Religionsstaat nur selten zu Bombenanschlägen gekommen. Ein Sprecher des Obersten Nationalen Sicherheitsrates vermutete im Exil lebende Anhänger oppositioneller Gruppen hinter den Taten. Sie wollten die Wahlvorbereitungen stören.
Unter den sieben Toten in Ahvas waren nach Angaben des stellvertretenden Gouverneurs von Chusestan, Gholamresa Schariat, auch Frauen und Kinder. Der Boden des völlig zerstörten Warteraums des Gouverneursbüros war komplett mit Blut bedeckt. Durch die Wucht der Explosion gingen Fenster im Umkreis von 100 Metern zu Bruch. Zahlreiche Autos wurden zerstört und brannten aus.
Eine arabische Gruppe habe sich bekannt
Die Demokratische Volksfront von Ahvas, die sich für ein unabhängiges Chusestan einsetzt, bestritt jegliche Beteiligung an den Anschlägen. Ein Sprecher erklärte, eine andere arabische Gruppe habe sich zu der Tat bekannt. Dies konnte jedoch zunächst nicht bestätigt werden. In der Region haben die Spannungen zugenommen, seit bei ethnischen Unruhen im April fünf Menschen getötet wurden. Rund 300 Menschen wurden damals festgenommen.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, dem Entscheidungsgremium in Sicherheitsfragen, sagte, oppositionelle Gruppen, die zu einem Wahlboykott aufgerufen hätten, seien wohl für die Taten verantwortlich. "Nach unseren Informationen versuchen organisierte Gegner, vor den Wahlen Probleme zu bereiten."
Einige der Drahtzieher lebten vermutlich im Exil im Ausland. Die Iraner wählen am 17. Juni den Nachfolger des bisherigen Präsidenten Mohammed Chatami, der nach zwei Amtszeiten in Folge nicht mehr kandidieren darf. Laut Umfragen hat der als moderater Konservativer geltende ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani bislang die besten Chancen auf einen Sieg. Der Wächterrat der Islamischen Republik hat nur sechs der mehr als 1000 Kandidaten zu der Wahl zugelassen. Unter den Ausgeschlossenen sind zahlreiche Reformer.