Teherans neuer Außenminister Ali Akbar Salehi hat eine Lösung im Fall der beiden im Iran inhaftierten deutschen Reporter in Aussicht gestellt. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" versprach der Vertraute von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, die Gefangenen fair zu behandeln. Sein Ministerium versuche zudem, "Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die zu Verzögerungen und Schwierigkeiten führen könnten".
Salehi lud seinen deutschen Kollegen Guido Westerwelle nach Teheran ein. "Wir sollten über alles sprechen, auch über diesen Fall - mit gegenseitigem Respekt". Auf die Frage, ob er den Fall in Monaten, Wochen oder Tagen gelöst sehe, antwortete der Minister: "Wenn es nach mir ginge, in Sekunden. Aber versprechen kann ich nur, alles für ein faires und schnelles Vorgehen unserer Justiz zu tun."
Entschuldigung des Springer-Verlags gefordert
Die beiden Reporter der "Bild am Sonntag" waren am 10. Oktober 2010 in der Provinzhauptstadt Täbris beim Versuch verhaftet worden, den Sohn und den Anwalt von Sakineh Mohammadi-Aschtiani zu interviewen. Ihnen wird ein Verstoß gegen Visumbestimmungen vorgeworfen. Mohammadi-Aschtiani sollte zunächst wegen Ehebruchs gesteinigt werden; nun könnte sie wegen Beihilfe zur Ermordung ihres Ehemannes zum Tode durch den Strang verurteilt werden.
Salehi sagte, für eine schnelle Lösung könnte hilfreich sein, wenn der Axel-Springer-Verlag und die Chefredaktion der "Bild am Sonntag" "einräumen würden, dass sie einen Fehler gemacht haben". Außerdem sollten sie sich entschuldigen und dafür Sorge tragen, "dass sich so etwas nicht wiederholt".
Offenbar erneut Ausländerin festgenommen
Unterdessen hat die iranische Grenzpolizei eine weitere Ausländerin unter Spionageverdacht festgenommen. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars zitierte den Vizekommandeur am Samstag mit den Worten, eine amerikanische Spionin sei gefasst worden. Später erklärte der Offizier jedoch, die Nationalität der Frau sei nicht klar. Zwei Tage zuvor hatte das staatliche Fernsehen noch einen Bericht über die Festnahme einer Amerikanerin dementiert.
Die Frau soll am Mittwoch bei Jolfa an der Grenze zu Aserbaidschan festgenommen worden sein. Von dort ist es auch nicht weit bis zur armenischen Grenze. Laut Fars kam die Frau von Armenien ins Land. Im Rundfunk erklärte der Offizier der Grenzpolizei, die Frau habe Polizeistationen und den Grenzverkehr mit modernen Kameras gefilmt. "Sie hat zunächst gesagt, sie sei US-Bürgerin. Später sagte sie, sie sei Schweizerin." Sie habe verschiedene Länder angegeben, erklärte der Offizier. Die iranische Agentur Isna zitierte ihn mit den Worten, die Frau habe den Auftrag der USA gehabt, die Grenze zu filmen. Sie sei festgenommen und dem Geheimdienst übergeben worden.