Die umstrittene Parlamentswahl in Iran ist am Freitagabend nach 13 Stunden zu Ende gegangen. Nach offiziellen Angaben wurde die Stimmabgabe in einigen Wahllokalen verlängert. Die staatlichen Medien sprachen von einer hohen Wahlbeteiligung. Offizielle Zahlen über die Beteiligung lagen nicht vor. Vor dem umstrittenen Urnengang hatten liberale Gruppen und Studentenorganisationen zum Boykott aufgerufen. Das staatliche Fernsehen IRIB meldete eine "recht massive" Beteiligung der rund 46,3 Millionen stimmberechtigten Iraner. Angaben über Zwischenfälle lagen zunächst nicht vor. Der Wahl war ein Streit um den Ausschluss von mehr als 2000 meist reformorientierten Kandidaten vorausgegangen.
Jede Stimme eine "Kugel in das Herz" von US-Präsident George W. Bush
Die Wahl der 290 Abgeordneten des Madschlis wurde von scharfen anti-amerikanischen Tönen eines führenden konservativen Geistlichen begleitet. Jede abgegebene Stimme sei eine "Kugel in das Herz" von US-Präsident George W. Bush, sagte der Vorsitzende des konservativen Wächterrates, Ajatollah Ahmad Jannati, beim Freitagsgebet in Teheran. Das von konservativen Klerikern beherrschte Gremium hatte mehr als 2000 meist reformorientierte Kandidaten - darunter auch viele Parlamentsabgeordnete - abgelehnt, weil ihre Anschauungen verfassungswidrig seien und sie das islamische System untergraben könnten.
Teilnahme an der Wahl sei eine religiöse Pflicht.
Der oberste Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, nannte die Teilnahme an der Wahl eine religiöse Pflicht. Sie müsse angesichts der Versuche von Gegnern der Islamischen Republik, die Menschen vom Urnengang abzuhalten, erfüllt werden. Er warnte davor, Boykottaufrufen zu folgen. Der reformorientierte Präsident Mohammed Chatami äußerte "trotz aller Probleme vor den Wahlen" die Hoffnung, dass das Volk daran teilnehmen und die Gewählten akzeptieren werde. Das staatliche iranische Fernsehen sprach von einem "heroischen" Einsatz der Wähler an den Wahllokalen. In einigen Wahllokalen seien die Wahlscheine ausgegangen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Deswegen sei an einigen Orten die Wahl am Abend verlängert worden.
Noch keine Schätzung der . Wahlbeteiligung
Nach Angaben von unabhängigen Beobachter ist es schwer, die Beteiligung zu schätzen, das der Andrang an manchen Wahllokalen groß gewesen sei, während andere Wahllokale nur wenige Wähler verzeichnen konnten. Unabhängige Beobachter registrierten im ärmeren Süden der Hauptstadt bis zum Nachmittag eine rege Teilnahme an der Wahl. Im wohlhabenden Norden Teherans hätten jedoch relativ wenige Menschen ihre Stimme abgegeben. Regierungskreise gingen davon aus, dass die Beteiligung von über 60 Prozent vor vier Jahren dieses Mal keinesfalls wieder erreicht werde.
Mit ersten Ergebnissen ist erst am Samstag zu rechnen, da die Stimmen per Hand ausgezählt werden. Mit Spannung werden die ersten Ergebnisse aus den 207 Wahlkreisen der Hauptstadt Teheran erwartet.
DPA