Der Fall des Regimes von Saddam Hussein im Irak hat nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon neue Friedenschancen in Nahost geschaffen. "Das Vorgehen (der USA) im Irak hat eine Erschütterung im ganzen Nahen Osten ausgelöst, und es bringt die Aussicht auf große Veränderungen mit sich", sagte Scharon in einem Interview mit der links-liberalen Zeitung "Haaretz"(Sonntagsausgabe). Dies schaffe eine Gelegenheit für bessere Beziehungen Israels mit den arabischen Staaten und den Palästinensern.
Scharon ist nach eigenen Worten auch zur Räumung einiger jüdischer Siedlungen in besetzten Palästinenser-Gebieten bereit, wenn damit ein umfassender Frieden erreicht werden kann. Der Zeitung sagte Scharon, er wisse, dass Israel sich von einigen Siedlungen werde trennen müssen. Ein Berater von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat äußerte sich skeptisch.
Chance für Frieden
Er sehe zudem angesichts der Ernennung des neuen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas (Abu Masen) bessere Chancen für einen Friedensschluss. «Abu Masen versteht, dass es unmöglich ist, Israel mit Hilfe von Terrorismus zu besiegen.» Der rechtsgerichtete Regierungschef bekräftigte, er sei für eine Lösung mit den Palästinensern zu «schmerzhaften Konzessionen» bereit.
Dies bedeute für ihn die Aufgabe von Orten, die tief mit der jüdischen Geschichte verknüpft seien. "Ich weiß, dass wir einige dieser Orte abgeben müssen (...). Als Jude schmerzt mich das. Aber ich habe entschieden, jede Anstrengung zu unternehmen, um eine Einigung zu finden." Zu genaueren Äußerungen über die mögliche Räumung von Siedlungen wollte sich Scharon nicht äußern.
"Ich denke nicht, dass wir ein anderes Volk beherrschen und sein Leben bestimmen dürfen. Ich denke nicht, dass wir dafür stark genug sind", sagte Scharon auf die Frage, ob er wirklich die Idee eines palästinensischen Staates akzeptiere, und fügte noch hinzu, dass die Besatzung ethische und schwere wirtschaftliche Probleme mit sich bringe.
Scharon rechnet mit Palästinenserstaat
Die Einrichtung eines Palästinenserstaates sei unvermeidlich und auch im israelischen Interesse, betonte Scharon. "Man muss die Dinge realistisch sehen - am Ende wird es einen palästinensischen Staat geben", sagte er dem Blatt. "Ich glaube nicht, dass wir über ein anderes Volk herrschen und sein Schicksal bestimmen sollten. Wir haben nicht die Stärke dafür. Es ist eine sehr schwere Last für die Öffentlichkeit und es bereitet ethische und schwere wirtschaftliche Probleme." Die Besatzung der Palästinenserstädte könne nicht von Dauer sein.