Israel Selbstmordanschlag trotz Gaza-Räumung

Zum ersten Mal seit der Räumung des Gaza-Streifens hat ein Palästinenser wieder einen Selbstmordanschlag verübt. Ziel war ein Busbahnhof im südisraelischen Beerschewa. Obwohl Schlimmeres verhütet werden konnte, gab es 50 Verletzte.

Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Sonntagmorgen auf einem Busbahnhof in Beerschewa in die Luft gesprengt. Zuvor hatten sich ihm zwei Wachmänner in den Weg gestellt und so ein schlimmeres Blutvergießen verhindert. Beide Wachmänner wurden schwer verletzt, einer von ihnen schwebte am Sonntagabend noch in Lebensgefahr. Insgesamt seien fast 50 Menschen in Krankenhäusern behandelt worden, die meisten wegen eines Schocks. Zu dem Anschlag bekannten sich die Gruppen Islamischer Dschihad und Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, die zur Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas gehören.

Zwei Gruppen planten den Anschlag

Die Gruppen hätten den Anschlag gemeinsam geplant, sagte ein Vertreter der Al-Aksa-Brigaden. Er solle vergelten, dass israelische Soldaten drei Tage zuvor fünf ihrer Mitglieder töteten. Der Täter sei ein 25-jähriger Palästinenser aus einem Dorf im Westjordanland nahe der Stadt Hebron gewesen.

Der Anschlag ereignete sich am Eingang des zentralen Busbahnhofs von Beerscheba während des morgendlichen Berufsverkehrs. Polizeiangaben zufolge wollte der Attentäter mit dem Sprengstoff in einen Bus einsteigen. Er erregte jedoch das Misstrauen des Busfahrers und zündete seine Bombe auf der Straße, als sich herbeigerufene Sicherheitskräfte näherten. "Diese zwei Wachleute haben letztlich einen viel schlimmeren Anschlag verhindert", sagte der Polizeichef für Südisrael, Uri Barlew, im Armeerundfunk.

Druck auf Palästinenser-Regierung wächst

Abbas verurteilte den Anschlag als "terroristischen Angriff". Wenige Minuten vor dem Attentat hatte er im israelischen Rundfunk gesagt: "Entsprechend der Vereinbarung gilt die Waffenruhe weiterhin und ist nicht an einen zeitlichen Rahmen gebunden ... und alle wissen das." Abbas hatte den gewalttätigen Gruppen die Waffenruhe in wochenlangen Gesprächen abgerungen. Diese setzten allerdings das Jahresende als Frist.

Mit dem Abzug aus dem Gaza-Streifen haben Israel und die USA den Druck auf die Palästinenser-Regierung erhöht, die gewalttätigen Gruppen zu entwaffnen. Im Februar haben beide Seiten eine Waffenruhe erklärt. Der Anschlag beweise erneut, dass die Palästinenser-Regierung "viel mehr tun muss, um die Terroristen zu stoppen", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Israels, Ehud Olmert. "Und ich verspreche, dass wir sie weiterhin überall bekämpfen werden."

Bush fordert Frieden

Auch US-Präsident George W. Bush verlangte am Wochenende von den Palästinensern, die Gewalt zu beenden. "Nun, da Israel sich (aus dem Gaza-Streifen) zurückgezogen hat, ist der weitere Weg klar", sagte Bush in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. "Die Palästinenser müssen der Welt zeigen, dass sie den Terrorismus bekämpfen und auf friedliche Weise regieren."

Im September will Israel auch seine Soldaten aus dem Küstengebiet abziehen und damit erstmals Land aufgeben, das die Palästinenser für einen eigenen Staat beanspruchen. An den Schritt knüpfen sich Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des Friedensprozesses.

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