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Nach Anschlag mit vielen Toten Den Islamisten zum Trotz: Gläubige beten in zerbombter Moschee

Sehen Sie im Video: Den Islamisten zum Trotz – Gläubige beten in zerbombter Moschee.




STORY: Freitagsgebet in einer Moschee in Pakistan - auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Doch hier, in diesem Gotteshaus in der Stadt Peschawar hatte sich am Montag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Mehr als 100 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter viele Polizisten, die sich zum Mittagsgebet versammelt hatten. Die Moschee liegt in einem Hochsicherheitsgebäude, in dem sich auch das Hauptquartier der Provinzpolizei und eine Abteilung für Terror-Bekämpfung befinden. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Die Polizei identifizierte den Attentäter später als Mitglied eines militanten Netzwerks, ohne Einzelheiten zu nennen. Am Freitag protestierten in Peschawar hunderte Menschen gegen Gewalt. "Die weiße Flagge hier ist ein Symbol des Friedens", sagt diese Frau. "Menschen aus allen Parteien kommen hier zusammen, ohne Diskriminierung. Wir haben nur eine Botschaft: Wir wollen Frieden in unserer Provinz." Die Region nahe der Grenze zu Afghanistan leidet seit schon lange unter Anschlägen militanter Islamisten. Was die Zahl der Toten anbelangt, war der Anschlag vom Montag der schwerste seit zehn Jahren in Peschawar.
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Bei einem Selbstmordanschlag auf das Gotteshaus im nordwestpakistanischen Peschawar waren mehr als 100 Menschen getötet worden. Am Freitag versammelten sich Gläubige dort unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Gebet.

Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in einer Moschee in Pakistan hat die Polizei Details zu dem mutmaßlichen Angreifer veröffentlicht. Dieser sei in Polizeiuniform in das Gebäude eingedrungen, sagte der Polizeichef der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Moazzam Jah Ansari, am Donnerstag im Staatsfernsehen. Man wisse zudem, dass der Angreifer auf einem Motorrad auf dem Gelände gewesen sei und eine Maske sowie einen Helm getragen habe. Die anwesenden Sicherheitskräfte hätten den Mann nicht kontrolliert, weil sie diesen aufgrund seiner Polizeiuniform für einen Kollegen gehalten hätten, sagte Ansari weiter.

Pakistan: Mehr als 100 Tote nach Selbstmordanschlag

Am Montag hatte ein Attentäter in der nordwestlichen Stadt Peschawar inmitten von Gläubigen eine Sprengstoffweste gezündet. Mehr als 100 Menschen kamen nach offiziellen Angaben dabei ums Leben, 225 weitere wurden verletzt. Die betroffene Moschee gehört zu einer Einrichtung der Polizei, die sich in einer Hochsicherheitszone mit anderen Regierungsgebäuden befindet. Unter den Opfern waren viele Polizisten.

Islamist in Polizeiuniform

Ansari sprach von einer "Sicherheitspanne". Der Angreifer habe rund 12 Kilo explosives Material bei sich getragen. Ein Teil des Dachs der Moschee stürzte durch die Wucht der Detonation ein. Der Attentäter sei durch Videomaterial identifiziert worden. Die Polizei geht nach bisherigem Ermittlungsstand von einem "Netzwerk" hinter der Tat aus. Welche Gruppe dahinter stecken könnte, ist jedoch noch nicht bekannt. Ein Kommandeur der pakistanischen Taliban hatte den Anschlag für sich reklamiert. Ein Sprecher der Dachorganisation der pakistanischen Taliban (TTP) distanzierte sich im Namen der TTP wenige Stunden später von dem Angriff.

Peschawar immer wieder Anschlagsziel

Ende vergangenen Jahres hatte die TTP eine Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad aufgekündigt und seitdem mehrere Anschläge für sich reklamiert. Die pakistanischen Taliban sind unabhängig von der islamistischen Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan. In der Stadt Peschawar ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen, etwa im Jahr 2014, als eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban eine von der Armee betriebene Schule angriff und dabei 154 Menschen tötete - die meisten davon Schulkinder.

mth DPA Reuters

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