Der bisherige japanische Finanzminister Naoto Kan ist am Freitag von der Abgeordnetenkammer des Parlaments zum neuen Ministerpräsidenten gewählt worden. Die Abstimmung im Oberhaus sollte etwas später erfolgen, was aber als Formsache galt.
Kan war wenige Stunden zuvor schon zum Vorsitzenden der regierenden Demokratischen Partei (DPJ) gewählt worden. Das Kabinett war zurückgetreten, um den Weg zur Bildung einer neuen Regierung freizumachen.
Er folgt auf Yukio Hatoyama, der am Mittwoch nach Parteispendenskandalen und einem gebrochenen Wahlversprechen zurückgetreten war. Hatoyama hatte entgegen eines Versprechens während des Wahlkampfs eine Vereinbarung mit den USA getroffen hatte, einen umstrittenen US-Militärstützpunkt auf der Insel Okinawa zu belassen.
Kan gilt als führungsstärker als Hatoyama. Er hatte der Partei bereits zuvor zweimal als Vorsitzender gedient und hatte sich die Unterstützung von Parteimitgliedern gesichert, die den Einfluss des bisherigen Generalsekretärs Ichiro Ozawa beenden wollen. Ozawa gilt als Schattenherrscher der DPJ und ist in Finanzskandale verwickelt. Hatoyama hatte Ozawa überredet, ebenfalls zurückzutreten, "um eine neue und sauberere Demokratische Partei zu schaffen".