Java Massenpanik nach Tsunami-Gerüchten

Die indonesische Regierung war gewarnt, als die Riesenwelle am Montag auf die Küste Javas traf - sie gab die Warnungen aber nicht weiter. Nun reichten bereits Gerüchte über eine neue Riesenwelle, um eine Panik auszulösen.

In der von einem Tsunami schwer verwüsteten Stadt Pangandaran auf der indonesischen Insel Java haben Gerüchte über eine weitere Riesenwelle, die auf die Stadt zurolle, eine Massenpanik ausgelöst. Hunderte Menschen flohen aus den Notquartieren von der Küste ins Landesinnere, um sich in Sicherheit zu bringen. Polizei und Rettungskräften gelang es zunächst nicht, die Menge zu beruhigen.

Am Montag waren durch einen Tsunami in der Unglücksregion im Südwesten der indonesischen Insel Java nach jüngsten Angaben mindestens 357 Menschen getötet worden, mehr als 30.000 Menschen verloren ihr Hab und Gut.

Warnungen nicht weitergegeben

Wie der indonesische Wissenschafts- und Technologie-Minister Kusmayanto Kadiman der britischen Zeitung "The Guardian" bestätigte, gab es schwerwiegende Fehler bei der Weitergabe von Warmeldungen vor dem Tsunami. Zwar habe man entsprechende Warnungen aus Japan und Hawaii etwa 20 Minuten nach dem Beben erhalten. "Wir haben sie aber nicht bekannt gegeben", räumte er ein. Ein Beamter sagte dem Blatt, die zuständigen Stellen seien zu sehr mit der Beobachtung der Nachbeben beschäftigt gewesen.

Internationale Hilfe läuft an

Unterdessen trafen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aus dem In- und Ausland im Katastrophengebiet ein. Die Vereinten Nationen schickten Helfer in das Katastrophengebiet. In Jakarta traf sich Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono mit den Leitern der Hilfsmissionen, um zu entscheiden, wie die Provinzen am besten unterstützt werden könnten.

Zahlreiche Hilfsorganisationen wie die Caritas und das Rote Kreuz riefen zu Spenden auf. Jetzt müsse vor allem den Obdachlosen, die meist vor dem Tsunami geflüchtet waren, geholfen werden, sagte Rotkreuz-Sprecher Hadi Kuswoyo. "Ich glaube, Geld ist das Beste. Das setzt die Behörden in die Lage, das Lebensnotwendige zu verteilen." In Japan kündigte das Außenministerium als Sofortmaßnahme Hilfsgüter im Wert von 13 Millionen Yen (88.500 Euro) an. Zelte, Decken, Plastikplanen, Schlafmatten und Wasserfilter würden nach Indonesien geschickt, hieß es in Tokio.

Zerstörungen im Touristenort Pangandaran

Im Touristenort Pangandaran wurden Hotels und andere Gebäude an der Küste von der Wucht der Wellen zerschmettert. Überall in der Stadt hätten Tote am Strand gelegen, berichteten Katastrophenschützer der Regierung. Viele seien Bewohner der kleinen Fischerdörfer in der Umgebung.

Bei der Katastrophe vom Montag wurden Erinnerungen wach an den Tsunami vom 26. Dezember 2004. Damals waren in neun Staaten rund um den Indischen Ozean mehr als 220.000 Menschen gestorben. 177.000 Menschen verloren allein in der indonesischen Provinz Aceh auf Sumatra ihr Leben.

Die Region ist von Naturkatastrophen heimgesucht

Erst im Mai 2006 hatte ein Beben der Stärke 6,2 das Zentrum Javas um die Stadt Yogyakarta erschüttert. 6000 Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Monatelang versetzte zudem der Vulkan Merapi mit giftigen Gaswolken die Menschen in Angst.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatten die Erdstöße am Montag eine Stärke von 7,7. Das Beben, dessen Epizentrum rund 360 Kilometer südöstlich von Jakarta im Indischen Ozean lag, ereignete sich gegen 15.20 Uhr (10.20 Uhr MESZ). Das Tsunami Warnzentrum im Pazifik löste eine allgemeine Warnung unter anderen für die indonesischen Inseln Java und Sumatra aus. Allerdings erreichte sie nicht die Südwestküste der Insel.

DPA
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