Joe Biden hat sich einem Medienbericht zufolge deutlich schlechter unter Kontrolle, als es nach außen hin den Anschein hat. "Uncle Joe", wie der US-Präsident wegen seines unbekümmerten, volksnahen Auftretens auch genannt wird, neige dazu Mitarbeiter anzubrüllen und zu fluchen, schreibt die US-Nachrichtenseite "Axios". Biden sei so jähzornig, dass einige Angehörige seines Stabes versuchten, Treffen mit ihm allein zu vermeiden und quasi als Schutzschild eine Kollegin oder einen Kollegen mitbrächten.
Zu den Tiraden des US-Präsidenten gehörten Sätze wie: "Verdammt noch mal, warum wissen Sie das nicht?!", "Verarschen Sie mich nicht!" und "Verpiss dich von hier!", berichtet "Axios" unter Berufung auf aktuelle und frühere Mitarbeiter Bidens, die solche Ausbrüche nach eigener Aussage miterlebt hätten und selbst davon betroffen gewesen seien. Die Ausbrüche träfen sowohl hochrangige als auch untergeordnete Regierungsangehörige. "Niemand ist sicher", sagte ein Verwaltungsbeamter.
Joe Biden nimmt Mitarbeiter in die Mangel
"Wenn Biden explodierte, und das tat er ziemlich häufig, sagte er: 'Verdammt, Sie haben mir nichts anderes erzählt als letzte Woche'", beschrieb schon im Mai ein ehemaliger Beamter der "Washington Post" das Verhalten des Präsidenten bei Beratungen zur Flüchtlingskrise an der US-Grenze. "Dann, 10 Minuten später, sagte er: 'Es tut mir leid, ich weiß, dass sich alle bemühen.'"
Einige Regierungsangestellte berichteten "Axios" zufolge, dass es eine Art Initiationsritus im Weißen Haus sei, von Biden angeschrien zu werden. Wenn jemand nicht angeschrien werde, respektiere Biden ihn auch nicht. Seine Ausbrüche spiegelten seine "hohen Erwartungen" wider. Sie zeigten sich eher in Form von wütenden Verhören als in unkontrollierten Wutausbrüchen. Er nehme seine Mitarbeiter so lange in die Mangel, bis klar sei, dass sie die Antwort auf eine Frage nicht wissen.
Chris Whipple, Autor von "The Fight of His Life: Inside Joe Biden's White House", bestätigte dem Portal die Darstellungen der Mitarbeiter. "Es steht außer Frage, dass das Temperament von Biden echt ist. Es mag nicht so vulkanisch sein wie das von Bill Clinton, aber es ist definitiv da." Whipple zitiert in seinem Buch die ehemalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, mit den Worten: "Ich habe [Biden] mehrmals gesagt: 'Ich werde wissen, dass wir eine wirklich gute, vertrauensvolle Beziehung haben, wenn du mich das erste Mal anschreist.'" Psaki habe nicht lange darauf warten müssen, schreibt der Autor.
Gegen diese Staats- und Regierungschefs ist Joe Biden fast ein Jungspund

"Axios" zufolge glauben einige Berater des Weißen Hauses, dass Biden "besser dran" wäre, wenn er sein Temperament mehr in der Öffentlichkeit zeigen würde, um "die Bedenken der Wähler zu zerstreuen, dass der 80-jährige Präsident unengagiert und zu alt für das Amt ist". Manchmal passiert das sogar: Im Januar 2022 wurde Biden von einem noch offenen Mikro dabei erwischt, wie er über den Fox-News-Moderatoren Peter Doocy sagte: "Was für ein Scheißkerl". Und ein paar Monate zuvor herrschte er die CNN-Korrespondentin Kaitlan Collins nach einer kritischen Frage zu einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin an: "Was, zum Teufel, machen Sie die ganze Zeit? (...) Wenn Sie das nicht verstehen, sind Sie im falschen Business."
Doch nach den Vorfällen wurde Biden auch schnell wieder zu dem netten Onkel, der Aviator-Sonnenbrillen und Eiscreme liebt: Sowohl auf Collins als auch Doocy ging der Präsident zu und entschuldigte sich via Telefon für seine Ausraster.
Quelle: "Axios", "Washington Post", The Hill