Am Tag nach dem ersten TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden herrscht weithin Ratlosigkeit. Was sollen die Wähler aus dieser Abfolge an gegenseitigen Beschimpfungen mitnehmen? Die Antwort von Kamala Harris, die im Duell der Vize-Kandidatin kommende Woche für die Demokraten gegen Mike Pence in den Ring steigt: einen klaren Unterschied.
Harris äußerte sich in einem Interview mit CNN-Moderator Jake Tapper, der selbst seine Schwierigkeiten mit dem TV-Duell hatte und es als "Schande" bezeichnete. "Der Nutzen für die Menschen liegt in einem sehr klaren Unterschied zwischen dem, was sie jetzt haben und dem, was sie bekommen können", resümierte dagegen die Kandidatin für die Vize-Präsidentschaft. Biden habe direkt in die Kamera zu den Leuten gesprochen und habe versucht, der Debatte etwas Reife zu geben, weil sich das Land inmitten dreier großer Krisen befinde, die es zu lösen gelte. "Joe hat gezeigt, was möglich ist, wenn jeder wählen geht." Trump habe dagegen vor allem unterbrochen, gelogen und den Moderator schikaniert.
Donald Trump - keine Distanz zu weißer Vorherrschaft
Tief durchatmen musste Harris bei der Frage nach der fehlenden Abgrenzung Trumps zu rechten und ultrarechten Gruppierungen wie etwa den "Proud Boys". "Ich habe gehört, was wir alle gehört haben: Der Präsident der Vereinigten Staaten verweigert im Jahre des Herren 2020 weiße Vorherrschaft zu verurteilen", betonte die 55-Jährige unter Kopfschütteln. Und er unternehme nichts, um Rassismus, Vorurteile und Voreingenommenheit abzubauen. Auch hier gebe es einen klaren Unterschied zu Biden, der "keine Angst davor hat, den Slogan 'Black Lives Matters' zu sagen", der es für nötig halte, mit dem Thema umzugehen, es anzusprechen und der die Nation in dieser Frage "heilen" wolle. Gerade in diesem Punkt sei der Gegensatz "so klar".
CNN-Moderator Tapper sprach Harris auch auf eine neue Entwicklung in der Frage der Besetzung des frei gewordenen Sitzes im Supreme Court an. Trump will die von ihm nominierte konservative Richterin Amy Coney Barrett unbedingt noch vor der Wahl durchsetzen. Laut Tapper haben demokratische Politiker in Washington daher angeregt, das oberste US-Gericht im Falle eines eigenen Wahlsiegs um weitere Sitze zu erweitern. Eine klare Aussage konnte er Harris dazu aber erneut nicht entlocken. Man sei nun fokussiert auf die letzten 35 Tage vor der äußerst wichtigen Wahl. Auf alles andere wolle man sich später konzentrieren, wich die Senatorin aus. Indirekt machte Harris die Wahl aber zu einer Abstimmung auch über den auf Lebenszeit zu vergebenen Sitz im Supreme Court.