Donald Trump lobt sie in den höchsten Tönen, auch gern öffentlich, vor den Kameras, vor denen sie zu leben scheint. Kellyanne Conway ist onmipräsent, schwirrt immerzu um Trump herum. Als er die Wahl zum US-Präsidenten gewann, gewann auch Kellyanne Conway. Mit Trumps Sieg ist die Präsidentenberaterin zur mächtigsten Frau der Vereinigten Staaten von Amerika geworden.
Vor den Kameras inszeniert sie sich als glückliche Ehefrau, hingebungsvolle Hausfrau und Mutter und resolute Karrierefrau. Schlagfertig ist sie, hat immer eine Antwort parat, auf die man so schnell nichts zu erwidern weiß. Das muss sie auch, denn es ist ihr Job, Trump aus jeder misslichen Lage zu ziehen, in die er sich selbst bringt.
Er vertraut ihr. "Es gibt keine Räuberhöhle, in die sie nicht gehen würde", sagte Trump beim Empfang am Abend vor seiner Amtseinführung stolz über Conway. "Wenn sich meine Männer vor einem Fernsehauftritt vor Angst in die Hosen machen, dann frage ich Kellyanne. Und wenn sie dann auftritt, zerstört sie sie einfach." Das war ein Lob. Zerstören gehört zu Conways Beruf, seit sie im August 2016 die Wahlkampagne für Donald Trump übernommen hat.
Trump, ein Frauenfeind? Ach was, seht doch!
Das war damals, als niemand glaubte, dass Trump einmal Präsident werden könnte. Zuvor hatte sie noch die Kampagne von Ted Cruz unterstützt, Trumps größtem Gegner.
50 Jahre alt ist Conway, bestens gebildet. Sie hat Politikwissenschaften und Jura studiert. Seit 1995 erforscht sie an ihrem selbst gegründeten Umfrageinstitut die politischen Überzeugungen von Frauen in den USA, hat darüber auch ein Buch geschrieben: "What women really want" (Was Frauen wirklich wollen). Dazu ist Conway vierfache Mutter und Ehefrau, verheiratet mit einem erfolgreichen Rechtsanwalt. Aufgewachsen ist sie in New Jersey, bei vier Frauen: ihrer Mutter und deren ledigen Schwestern. Heute lebt sie streng katholisch, ist Abtreibungsgegnerin wie ihr Chef Trump.
Als dessen Kampagne am Boden schien, sollte sie das Image des Mannes aufbessern, der bereits mehrfach unangenehm aufgefallen war, sich rassistisch und frauenfeindlich geäußert hatte. Deshalb sollte sie den Wahlkampf leiten - als erste Frau überhaupt für einen republikanischen Kandidaten. Damit soll sie auch gleich das Gegenargument, der lebende Beweis dafür sein, dass Trump eben kein Frauenfeind ist. Sie ist die, die Trump vertraut; ist die, die ihn näher kennt und für etwas Besseres hält, als einen frauenverachtenden Trampel.
Für nichts zu schade
Deshalb weicht sie kaum von Trumps Seite, schiebt sich so oft wie möglich neben ihm ins Bild, flackert ständig über die Bildschirme und ist dauerpräsent im Fernsehn, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, als wollte sie sagen: Sehen Sie, Trump beschäftigt doch auch Frauen, mich nämlich, und ich fühle mich wohl in seiner Nähe - Sie können das auch.
So springt sie für Trump in die Bresche, wenn er fest davon überzeugt ist, es hätten noch nie so viele Menschen einer Amtseinführung beigewohnt wie der seinen - und wenn Trumps Pressesprecher Sean Spicer das vor versammelter Presseschar in Washington DC behauptet, nennt sie das kühl und nur beinahe überzeugend vor laufender Kamera eben "alternative Fakten". Als Trumps Retterin und die eine mächtige Frau im Weißen Haus darf sie sich für nichts zu schade sein.