Kongo Aussichten: überwiegend friedlich

Elf brennende Stimmlokale und ein Boykott in der Großstadt Mbuji-Mayi haben die Wahl im Kongo getrübt. In den meisten Landesteilen verlief die Abstimmung jedoch friedlich.

In großer Zahl strömten die Kongolesen in die Wahllokale, um erstmals seit Jahrzehnten frei über ihren künftigen Präsidenten und ein neues Parlament zu entscheiden. Viele sprachen von einem Schicksalstag für ihr vom Krieg zerstörtes Land. "Wir wollen Frieden und Stabilität im Land sichern", erklärte der amtierende Präsident Joseph Kabila bei der Stimmabgabe in der Hauptstadt Kinshasa. Sein Stellvertreter und aussichtsreichster Gegenkandidat Jean-Pierre Bemba sagte: "Ich warte darauf, dass das kongolesische Volk eine neue Seite aufschlägt."

In den vergangenen Wochen war es zu teils blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Kabilas und Bembas gekommen, insgesamt kamen während des Wahlkampfs 33 Menschen ums Leben. Gemessen daran verlief die Abstimmung am Sonntag offenbar weitgehend friedlich. Der deutsche Wahlbeobachter Ulrich Stockmann sagte der Zeitung "Die Welt", in Kinshasa verlaufe die Wahl ruhig, sie entspreche internationalen Standards. "Es ist beeindruckend, wie gut das Personal trainiert ist und wie stark der Andrang vor den Lokalen ist", wurde der SPD-Europaabgeordnete zitiert.

Mehr Wahlhelfer als Wähler

Spannungen wurden indes aus dem Einflussgebiet des Oppositionspolitikers Etienne Tshisekedi gemeldet, der zu einem Boykott der Wahl aufgerufen hatte. In der Landesmitte, wo Tshisekedi zahlreiche Anhänger hat, wurden elf Wahllokale in Brand gesteckt, wie UN-Sprecher Jean-Tobias Okala mitteilte. In der Großstadt Mbuji-Mayi, dem Machtzentrum Tshisekedis, waren mehr Wahlhelfer und -beobachter zu sehen als Wähler. Insgesamt traten gegen Präsident Kabila, der seit dem Ende des Bürgerkriegs 2003 einer Übergangsregierung vorsteht, 32 Herausforderer an. Sollte in der ersten Runde keiner der Kandidaten eine Mehrheit erzielen, soll im Herbst eine Stichwahl stattfinden. Für die 500 Sitze im Parlament kandidierten mehr als 9.000 Bewerber.

Als wahlberechtigt waren fast 26 Millionen der rund 60 Millionen Kongolesen registriert. Angesichts der hohen Analphabetenrate waren auf den Stimmzetteln neben den Namen auch die Bilder der Kandidaten und die Symbole der Parteien abgedruckt.

Große Hoffnungen auf Neubeginn

Die Kongolesen, die über Jahrzehnte hinweg unter Ausbeutung, Diktatur und Bürgerkriegen leiden mussten, knüpften an die Abstimmung mehrheitlich große Hoffnungen auf einen Neubeginn. "Heute haben wir die Chance, neu anzufangen und einen Schlussstrich unter all den Krieg zu ziehen", erklärte ein Wähler in Bunia im Osten des Landes, wo es ungeachtet des offiziellen Friedens immer wieder zu Kämpfen kommt und marodierende Milizen Angst und Schrecken verbreiten.

Nach Raubwirtschaft zuerst der belgischen Kolonialmacht und später des Diktators Mobutu Sese Seko sowie zwei blutigen Bürgerkriegen ist das an Bodenschätzen reiche Land im Herzen Afrikas eines der ärmsten der Welt. Noch immer sterben nach Schätzungen von Hilfsorganisationen täglich mehr als 1.200 Menschen an den Folgen der Konflikte, vor allem an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten. Im Osten des riesigen Landes sollten 17.000 UN-Soldaten die Wahl absichern.

In der Hauptstadt Kinshasa waren Soldaten der europäischen EUFOR-Truppe im Einsatz, der auch 780 Deutsche angehören. Die Bundeswehrsoldaten sind allerdings nicht alle im Kongo stationiert, dort befindet sich nur die Hälfte der insgesamt 2.000 Mann starken EUFOR-Truppe. Der Rest hält sich zur Unterstützung in Libreville, der Hauptstadt des benachbarten Gabun, bereit.

Edward Harris/AP

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