In der Demokratischen Republik Kongo kommt es zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Joseph Kabila und dem früheren Rebellenchef Jean-Pierre Bemba. Bei den ersten freien Wahlen in dem zentralafrikanischen Land seit mehr als 40 Jahren konnte Kabila zwar die meisten Stimmen auf sich vereinen, wie die Wahlkommission in der Nacht auf Montag mitteilte. Mit knapp 45 Prozent habe er aber im ersten Wahlgang am 30. Juli die notwendige absolute Mehrheit verfehlt.
Kurz vor Bekanntgabe des vorläufigen Ergebnisses kam es in der Hauptstadt Kinshasa zu Schießereien zwischen Sicherheitskräften Kabilas und Kämpfern Bembas. Dabei wurde ein Mensch getötet. Zur Absicherung des Wahlprozesses sind EU-Truppen im Kongo, darunter auch mehrere hundert Bundeswehrsoldaten.
Als Zweitplatzierter kommt Bemba auf 20 Prozent der Stimmen. Die Stichwahl wird voraussichtlich am 29.Oktober stattfinden. Die Wahlbeteiligung lag bei 70 Prozent der 25 Millionen Stimmberechtigten. Auf Platz drei kam der über 80 Jahre alte Oppositionsveteran Antoine Gizenga, der 13 Prozent erhielt.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Die Schießereien in Kinshasa verzögerten die Vorstellung des vorläufigen Endergebnisses. Statt wie geplant auf einer Pressekonferenz legte Wahlleiter Apollinaire Malu Malu die Zahlen im Fernsehen vor. In einem Konvoi der UN-Friedenstruppe und unter dem Schutz der kongolesischen Polizei fuhr er zum Sender APC. Gepanzerte Fahrzeuge der UN-Truppe, die von der Europäischen Union für die Wahl verstärkt wurde, patrouillierten durch die Stadt.
Die Regierung und Bembas MLC-Partei machten sich gegenseitig für die Gewalt verantwortlich. "Bembas Soldaten haben auf Polizisten geschossen", sagte ein Regierungssprecher. "Wir wissen nicht warum. Möglicherweise wollte sie die Bekanntgabe des Wahlergebnisses verhindern." Drei Polizisten seien verletzt worden. Die MLC Bembas warf dagegen der Präsidentengarde vor, das Feuer eröffnet und die Parteizentrale angegriffen zu haben. "Die Republikanische Garde hat ohne Grund auf uns geschossen", sagte ein Sprecher. "Einer unserer Männer wurde getötet." Drei weitere seien verletzt worden.
Kabila siegessicher
Kabila dankte in einer Fernsehansprache seinen Wählern für die Unterstützung und bezeichnete die Wahl als einen Sieg des Volkes. "Ich bin sicher, dass ich mit eurer Hilfe auch den zweiten Wahlgang gewinnen werde", sagte der Präsident.
UN-Generalsekretär Kofi Annan würdigte die Wahl als "historischen Meilenstein". Er rief alle Parteien und Kandidaten auf, das Endergebnis im Geist des Friedens und der Versöhnung zu akzeptieren und zu respektieren.
Angst vor Unruhen wächst
Bereits im Vorfeld nährten Unruhen Sorgen über mögliche Gewaltausbrüche in dem Land, das etwa so groß ist wie Westeuropa. Die Sicherheitslage galt als äußerst angespannt. Zur Absicherung des Wahlprozesses sind als Teil einer internationalen Truppe mehrere hundert deutsche Soldaten im Kongo im Einsatz. Die Wahlen selbst waren zwar weitgehend friedlich verlaufen, seitdem ist aber die Angst vor Unruhen gewachsen. Mit dem Urnengang sollte ein Schlussstrich gezogen werden unter den Bürgerkrieg zwischen 1998 und 2003, in dessen Folge mehr als vier Millionen Menschen starben.
Das rohstoffreiche Land ist seit der Unabhängigkeit von Belgien im Jahr 1960 nicht zur Ruhe gekommen. Der 1961 zum Regierungschef gewählte Unabhängigkeitskämpfer Patrick Lumumba wurde noch im selben Jahr ermordet.