Schon in ihrem Bestseller hat Mary Trump, Nichte des US-Präsidenten, kein gutes Haar an ihrem Onkel gelassen. Zugleich lieferte die promovierte Psychologin in "Von allem zu viel und niemals genug" auch einen Grund für das auffällige Verhalten Donald Trumps: Er und seine Geschwister sind offenbar in einem Zuhause aufgewachsen, in dem Liebe und Geborgenheit fehlten und stattdessen Kälte und Konkurrenzkampf herrschten. Das färbt auch auf den Umgang Trumps mit Covid-19 ab: "Meine Familie betrachtet Krankheit als unentschuldbare Schwäche", sagte die 55-Jährige in einem Interview mit dem US-Sender NPR.
Sowohl für den Präsidenten als auch dessen Vater Fred Trump sei Krankheit "nicht akzeptabel". "Das klingt unglaublich grausam. Deswegen haben wir jetzt auch den Salat: Er ist nicht in der Lage sich die Schwäche einzugestehen, krank zu sein oder sie anderen Menschen zuzubilligen", so Mary Trump. Das habe auch ihre Großmutter zu spüren bekommen, die unter Osteoporose gelitten hat, so die Nichte: Als klar gewesen sei, dass sie Pflege und Physiotherapie benötigen würde, habe Fred das abgelehnt. "Immer wenn sie Schmerzen hatte, sagte er nur: 'Alles ist großartig. Alles ist großartig' und verließ den Raum."
Mary Trump will Donald Trump und Geschwister verklagen
Derzeit liegt Mary Trump im Streit um das Immobilien-Imperium der Familie. Gegen Donald und zwei seiner Geschwister will sie klagen. Sie wirft ihnen vor, sie um mehrere Millionen Dollar betrogen zu haben. Präsident Trump, sein im August verstorbener Bruder Robert sowie seine Schwester Maryanne - eine pensionierte Bundesrichterin - hätten sich dafür gegen sie verschworen. Die Ansprüche gegen Robert werden in der Klage bei dessen Nachlassverwalter geltend gemacht.
Ähnliche Vorwürfe hatte Mary Trump auch in ihrem Enthüllungsbuch erhoben, das im August auch auf Deutsch erschienen war. "Betrug war nicht nur ein Familiengeschäft - es war eine Lebensart", heißt es in der Gerichtsklage, die von US-Medien veröffentlicht wurde. Darin verlangt sie Schadenersatz von mindestens 500.000 Dollar; der genaue Betrag müsse vor Gericht ermittelt werden.
Die Psychologin warnt in ihrem Buch vor einem "Ende der amerikanischen Demokratie" im Falle einer Wiederwahl des Republikaners Donald Trump im November. Der Nachrichtenagentur sagte sie in einem Gespräch vor der Veröffentlichung, sie werde für dessen demokratischen Herausforderer Joe Biden stimmen: "Ich bin eine liberale Demokratin." Sie warf ihrem Onkel zudem vor, ein pathologischer Lügner und ein Rassist zu sein.
Quellen: NPR, "The Guardian", DPA