Die des mutmaßlichen Massakers im irakischen Haditha verdächtigen US-Soldaten werden ihr Verhalten wohl mit einem Verweis auf allgemeines Gefechts-Chaos rechtfertigen. Schließlich hätten einige der 24 getöteten Iraker Aufständische gewesen sein können, sagte ein Vertrauter eines der Soldaten der Nachrichtenagentur Reuters. "Es gab nicht nur dieses eine Scharmützel, sondern offenbar stundenlange, schwere Kämpfe." Damit wird ein erstes Licht auf die Verteidigungsstrategie der Soldaten geworfen, die Augenzeugen zufolge in der Stadt Haditha aus Rache für einen Anschlag das Feuer auf Zivilisten eröffnet haben. Den Soldaten wird zudem vorgeworfen, den Vorfall vom November vertuscht zu haben.
"In direkter Nähe griffen Aufständische die Marines an", sagte der Vertraute am späten Dienstagabend weiter. Er wollte anonym bleiben, weil die Anklage der Militärermittler noch ausstehe. "Auch Flugzeuge waren im Einsatz. Wir warfen eine 500-Pfund-Bombe auf ein Gebäude, in dem sich mutmaßliche Aufständische befanden." Die Ereignisse seien einseitig dargestellt worden und es habe viel Vorverurteilungen gegeben. "An dem Tag war viel los, es war ziemlich chaotisch", fügte er hinzu. "Niemand hat je die Möglichkeit geäußert, dass es sich um einen Unfall oder einen Kollateralschaden oder einen Teil des Kriegshorrors gehandelt haben könnte."
US-Regierung unter Druck
Wegen des mutmaßlichen Massakers ist auch die US-Regierung innenpolitisch unter Druck geraten. Mehrere Senatoren forderten von der Führung um Präsident George W. Bush eine rasche Aufklärung des Vorfalls. Nur schnelles Handeln könne das Ansehen des US-Militärs und die internationalen Beziehungen der USA vor zu großem Schaden bewahren, sagten sie am Dienstag.