Mit dem Sieg des Sozialdemokraten Branko Crvenkovski bei der Präsidentenwahl am Mittwoch scheint in Mazedonien eine neue politische Etappe zu beginnen. Nun sind sowohl im Parlament als auch an der Staatsspitze diejenigen Parteien und Kräfte vertreten, die mit dem extremen Nationalismus der Vergangenheit brechen wollen.
Denn bis vergangenen Februar, als der damalige Präsident Boris Trajkovski bei einem Flugzeugabsturz starb, war der Staatschef ein Vertreter der nationalkonservativen, für manche sogar extremistischen mazedonischen VMRO-DPMNE. Dem Kandidaten dieser Partei, Sasko Kedev, haben die Wähler diesmal das Vertrauen entzogen.
Wahl-Ergebnis weckt Hoffnungen
Das Ergebnis der Präsidentenwahl weckt gleichermaßen bei slawischen wie albanischen Mazedoniern die Hoffnung, dass sich die Balkanrepublik von den gefährlichen ethnischen Spannungen der vergangenen Jahre zunehmend entfernen werde. Denn für den siegreichen Crvenkovski, einen slawischen Mazedonier, haben auch zahlreiche albanische Wähler gestimmt, die damit dem Aufruf Gzim Ostrenis gefolgt sind. Ostreni ist Chef der gemäßigten albanischen Demokratischen Union für Integration (DUI).
Kooperation mit Albanern komme "Hochverrat" gleich
Crvenkovski und Ostreni haben auch im Parlament und in der Regierung zusammengearbeitet, und das solle fortgesetzt werden, heißt es in Skopje. Für die VMRO-DPMNE kommt diese Kooperation einem "Hochverrat" der nationalen Interessen gleich. Doch Crvenkovski plant gar eine Verfassungsänderung, um den neuen Posten eines Vizepräsidenten zu schaffen, der einem Albaner reserviert werden soll.
Nur durch eine solche Zusammenarbeit aller ethnischen Gruppen könnten die großen Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft gelöst werden, wiederholte Crvenkovski im Wahlkampf. Die verarmte Zwei- Millionen-Republik muss mit Arbeitslosigkeit, Armut, Korruption und dem organisierten Verbrechen kämpfen. Das könne sie aus eigenen Kräften nicht, meint Crvenkovski und hofft auf eine weitere Annäherung an die EU und NATO, die schon 2001, bei der friedlichen Beilegung der gefährlichen ethnischen Krise zwischen Slawen und Albanern, erfolgreich vermittelt haben.