Mazedonien Bisheriger Regierungschef gewinnt Präsidentenwahl

In Mazedonien ist der sozialdemokratische Regierungschef Branko Crvenkovski zum neuen Präsidenten gewählt worden. Sein Gegner Sasko Kedev fordert eine Wiederholung der Wahl.

Der sozialdemokratische Regierungschef von Mazedonien hat die Präsidentenwahl gewonnen, sieht sich aber mit massiven Betrugsvorwürfen der Opposition konfrontiert. Auf Ministerpräsident Branko Crvenkovski entfielen nach Angaben der staatlichen Wahlkommission 62,6 Prozent der Stimmen, das entspricht 548.583 Stimmen. Sein Gegenkandidat, der rechtsgerichtete Oppositionsführer Sasko Kedev, habe 326.391 Stimmen oder 37,3 Prozent erhalten.

Die Wahlbeteiligung lag mit 53,4 Prozent über der gesetzlich notwendigen 50-Prozent-Hürde. Im ersten Wahlgang am 14. April waren es 55 Prozent gewesen. Wahlberechtigt waren rund 1,7 Millionen Mazedonier.

"Mazedonien hat heute eine grpße Demokratie-Prüfung bestanden"

Der 41-jährige Crvenkovski hatte sich bereits am Mittwochabend zum Sieger erklärt. Vor begeisterten Anhängern in der Parteizentrale seines Sozialdemokratischen Bundes (SDSM) sagte er: "Mazedonien hat heute bewiesen, dass es ein echter europäischer Staat ist, und hat damit eine große Demokratie-Prüfung bestanden." Seine Anhänger zogen in Hupkonzerten und mit mazedonischen Flaggen durch die Straßen. Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen mit protestierenden Sympathisanten von Kedevs Partei VMRO.

Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte keiner der ursprünglich vier Kandidaten die notwendige Mehrheit erhalten. Crvenkovski, der auch mit Stimmen der albanischen Minderheit rechnen konnte, hatte am 14. April 42,8 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten, sein Mitbewerber Kedev 34,5 Prozent. Die Wahl wurde notwendig, weil der bisherige Amtsinhaber Boris Trajkovski im Februar bei einem Flugzeugabsturz in Bosnien-Herzegowina ums Leben kam. Trajkovski galt im Anschluss an den Bürgerkrieg von 2001 als Garant der Versöhnung zwischen der mazedonischen Mehrheitsbevölkerung und der albanischen Minderheit im Land.

Gegenkandidat fordert Annulierung der Wahl

Kedev, Vorsitzender der Partei VMRO-DPMNE, bezeichnete die Wahlergebnisse vor der Presse in Skopje als "Fälschung" und forderte die Annullierung der Wahl. Da die Wahlbeteiligung nach seinen Informationen unter 50 Prozent lag, wolle er den Sieg seines Gegners "niemals" anerkennen. Kedevs Sprecher Nikola Grujevski bezichtigte Anhänger Crvenkovskis, Wahlurnen mit gefälschten Stimmzetteln gefüllt zu haben. Die Sozialdemokraten wiesen die Vorwürfe zurück. 1700 Beobachter aus dem In- und Ausland hatten die Wahl verfolgt.

Das Amt des Präsidenten ist zwar weitgehend auf repräsentative Aufgaben beschränkt, das Staatsoberhaupt hat aber eine große Bedeutung bei der Vermittlung zwischen den weiter zerstrittenen und sich misstrauisch gegenüber stehenden Volksgruppen. Crvenkovskis Sozialdemokratischer Bund (SDSM) führt eine Koalition mit der größten albanischen Partei, der Demokratischen Union für die Integration. Diese hatte ihre Anhänger ebenfalls zur Wahl Crvenkovskis aufgerufen.

AP · DPA
AP/DPA

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