US-Präsidentschaftsbewerber John McCain ist bei Fragen über die außenpolitische Kompetenz seiner Vizekandidatin Sarah Palin ins Stolpern gekommen. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Alaskas Gouverneurin in der Außenpolitik um Rat bitten würde, antwortete McCain zunächst ausweichend, er habe Palin in der Vergangenheit "häufig um Rat gefragt".
Er könne sich nicht vorstellen, seinen Rivalen Barack Obama und dessen Vize-Kandidaten Joe Biden um ihre Meinung zu bitten, sagte der republikanische Senator weiter. Auf Nachhaken eines Rundfunkreporters, ob er sich das denn bei Palin vorstellen könne, sagte McCain schließlich, er habe sie schon um Rat gebeten - "vor allem zu Energiefragen". Er schätze ihr Wissen "auf diesem und anderen Gebieten". Auf die hartnäckige Frage, ob ihr Wissen auch den internationalen Energiemarkt umfasse, sagte McCain: "Selbstverständlich." Palin wisse über "eine ganze Bandbreite von Themen" Bescheid, unter anderem über die Bedrohung durch den "islamischen Extremismus". Dann fügte er noch hinzu: "Ich bin sehr stolz auf sie".
Die einst als Coup gefeierte Palin gilt nach mehreren verpatzten Interviews mittlerweile als Gefahr für McCain. Kurz vor der anstehenden Fernsehdebatte zwischen ihr und dem Vizepräsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden, wachsen einer Umfrage der "Washington Post" zufolge die Zweifel der Wähler an ihrer Eignung. 60 Prozent der Wähler sind mittlerweile der Ansicht, dass es Palin an Erfahrung fehlt, im Fall von McCains Tod die Präsidentschaft zu übernehmen. Vor einem Monat sagten dies nur 45 Prozent.
Sorgen bereiten dem republikanischen Lager auch sinkende Umfragewerte für McCain. Gut einen Monat vor der Präsidentenwahl liegt der demokratische Kandidat Barack Obama einer neuen Umfrage zufolge sieben Prozentpunkte vor McCain. Noch vor drei Wochen hatte McCain in der GfK-Erhebung einen knappen Vorsprung. In der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage sprachen sich dagegen 48 Prozent der Befragten für Obama und nur 41 Prozent für McCain aus. Auch in den wichtigen Staaten Ohio, Florida und Pennsylvania liegt Obama vorn.
Ohio, Florida und Pennsylvania gelten als "Swing-Staaten" mit wechselnder Parteipräferenz. Seit 1960 ist kein Kandidat Präsident geworden, der nicht in mindestens zwei dieser Staaten die Mehrheit geholt hat. Wahlkampfstrategen führen die schwindende Popularität McCains auf mehrere Faktoren zurück, unter anderem auf die Finanzkrise. Aus Kreisen seiner Partei hieß es, McCain tue sich mit Antworten darauf schwer.